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Crookshanks
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BeitragVerfasst am: Fr 07 Jul, 2006 16:36 Antworten mit ZitatNach oben

Der kleine Zauberer hatte beschlossen, endlich mal wieder ein paar Stunden mit Leorella zu verbringen und mit ihr die Ereignisse der letzten Wochen zu besprechen. Sie hatte ihn in letzter Zeit des öfteren mit ihrem scharfen Verstand verblüfft. Ihre Furchtsamkeit von früher war wie weggeblasen und sie war eine große Stütze für ihn. Er ertappte sich immer häufiger bei dem Gedanken: „Da werde ich mal Leorella um Rat fragen.“ Gestern nachmittag hatte er ihr einen Brief über einen der Hausdiener zukommen lassen indem er sie um ein Treffen bat. Er war ein Glückspilz, denn sie hatte sofort zugesagt und den heutigen Nachmittag vorgeschlagen. Er war etwas früher dran und lief nervös auf und ab, bis er sie um die Ecke des Gesindehauses kommen sah. Sie winkte ihm fröhlich zu , aber als sie näher kam, sah er wie ungewöhnlich blass sie war und dass sie recht angespannt aussah. Nachdem sie sich herzlich begrüßt hatten gingen sie zum Stall. Der kleine Zauberer wollte Leorella den Wolkenberg zeigen, er wollte sie in die Geheimnisse des Berges einweihen, aber es war ein ganzes Stück entfernt, deshalb hatte er schon eine Kutsche anspannen lassen.
Als sie mit der Kutsche durchs Schlosstor fuhren, brach Leorella das Schweigen: „Ich habe einige Neuigkeiten für Dich. Ich hatte in letzter Zeit einige Möglichkeiten mich mit den verschiedensten Leuten zu unterhalten. Vorgestern war der Possenreißer bei uns im Gesindehaus. Er war ganz schön wütend und betitelte den Fürsten mit allen möglichen Namen, wie Galgenvogel, Modezar und was weiß ich noch was für Sachen. Ich bin froh, dass das der Fürst nicht gehört hat, denn sowas würde er selbst seinem Possenreißer nicht durchgehen lassen, befürchte ich.“ „Warum war er denn so wütend?“ fragte der kleine Zauberer verwundert, denn er kannte den Possereißer als eher fröhlichen Menschen. „Genau weiß ich es nicht,“ erwiederte Leorella, „aber anscheinend hatte der Fürst ihn in die Wandelhallte gerufen und als er dort ankam standen alle möglichen Leute herum. Der Leierkastenmann aus der Stadtsiedlung, die Lolita vom Wandervolk, der Wunderheiler vom Wochenmarkt und der Ungeheuerbändiger aus den Bergen. Der Fürst hatte alle zusammen gerufen und ihnen erzählt, dass sie Feierlaune verbreiten sollten, dass sie die Menschen zum lachen bringen sollten, denn nicht wäre besser für einen Sieg als motivierte Krieger.“ Der kleine Zauberer schluckte: „Dann haben wir also recht. Der Fürst plant einen Krieg. Er wetzt schon die Säbel und stimmt Kriegsgebrüll an. Aber gegen wen will er Krieg füren?“ „Das“, antwortete Leorella, „ hat er nicht geäußert man kann es nur ahnen. Der Fürst hatte dem Possenreißer und den anderen nur angedeutet, dass Fürst Willibold ihn um Hilfe gebeten hätte, weil dieser angegriffen wurde. Von wem hat er aber nicht verlauten lassen.“ „Das Feuer“, murmelte der kleine Zauberer und erzählte dann Leorella was er unlängst vom Nordturm aus beobachtet hatte und was ihm die Tomtes und der Gärtner berichtet hatten.

„Wir müssen etwas dagegen unternehmen. Wir dürfen es nicht zulassen, dass der Fürst einen Krieg anzettelt!“ antwortete Leorella entschieden.
Plötzlich hielt der kleine Zauberer die Kutsche an und sprang vom Kutschbock. Er fuhr mit der flachen Hand über die Grasnarbe, an der das Gras völlig zusammengetrampelt war. Erschrocken schaute er Leorella an: „Das waren Steinmänner.“ „Steinmänner?!“ fragte Leorella ungläubig, „was macht denn dieses schreckliche Volk in unserer Gegend?“ Steinmänner waren dafür bekannt, dass es ihr einziges Ziel war es Unruhe zu stiften und Kriege zu führen. Sie waren erbarmungslose Krieger, machten keine Gefangene und hinterließen nur verbrannte Erde. Sie wurden auch gerne als Legionäre angeheuert. „Ich weiß es nicht, aber die Spuren sehen nicht danach aus als ob sie von uns wegführen würden… Schnell, lass uns zum Wolkenberg, nur dort können wir die Lösung für das Problem finden.“ Antwortete der kleine Zauberer hastig, sprang auf den Kutschbock und gab den Tieren Fersengeld.

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BeitragVerfasst am: Do 13 Jul, 2006 13:16 Antworten mit ZitatNach oben

Ich betrat in Feierlaune die Straße. Weil ich so ein Glückspilz bin, habe ich eine Reise in die Karibik gewonnen. Was kost’ die Welt? Flotten Schrittes passierte ich die Straße. Plötzlich erschien ein Mob von Menschen, die aufgebracht mit Knüppeln, Mistforken, Stöcken und sonstigen zivilen Schlaginstrumenten wedelten. „Komm mit!“ riefen einige. So ging ich mit, entriss jemandem seine Waffe und zog johlend in die gleiche Richtung. Es ging wohl um den Sturz eines Despoten, dachte ich, oder die Absetzung eines Modeszaren, vielleicht auch gegen das Ungeheuer von Well Ness??
Bald schon verließen wir die Stadtsiedlung und steckten die Wandelhalle in Brand. In der Ferne erkannten wir das gegnerische Heer. „Geht zum Veteranentreffen!“ brüllten wir und zertrampelten die Friedenspfeifen unter unseren stahbewehrten Stiefeln. Die Grasnarbe war nur noch eine traurige Wüste, als wir in der Nähe eines Bauernhofes auf die andere Truppe stießen. Es ertönte das herrlichste Kriegsgeschrei, als wir uns spaßfrei und lachend aufeinander warfen. Diese Hintermoser waren zähe Burschen, aber mit unseren Kroaten im Mittelfeld schlugen wir sie windelweich. Zur Halbzeit hatten wir herbe Verluste erlitten, auch ich habe einige Zähne eingebüßt, aber Opfer muss man bringen. Die anderen waren stark geschwächt, doch sie besaßen die Frechheit wieder anzugreifen. Bittere Galgenvögel waren sie, die keine Angst und keine Furchtsamkeit zu besitzten schienen. Auch als wir 20 ihrer Leierkastenmänner zu Studentenfutter verarbeitet hatten, droschen sie wie wahnsinnig auf uns ein. Ein hoher Offizier rief mir herüber: „Das Kennwort ist Lolita!“ Dann wurde er durch eine tieffliegende Druckerpatrone vernichtet. Ãœber dem Horizont türmten sich dunkle Wolkenberge auf. Wind kam auf und trieb die Wolken mit hängenden Bäuchen auf uns zu. Grün und braun überwälzten sie das Land, kamen über uns zu stehen und öffnete ihre Schleusen. Eine Flut von fetten grünen Fröschen ergoss sich über die Heere. Schmatzend zerplatzten sie wo immer sie auftrafen. Köpfe, Waffen, Kanonen oder auf dem Boden. Binnen weniger Minuten war das ganze Feld eine einzige schlammige Masse. An geordneten Kampf war nicht mehr zu denken. Wir zogen uns zurück und gaben Fersengeld. Ein Trampelpfand führte zwischen jungfräulich blühenden Apfelbäumen zu einer kleinen Bucht. Meine Kameraden stürzten sich wie die Lemminge ins Wasser und auch ich wurde mitgezogen. Da ich aber bereits eine Schwimmweste trug, wurde ich wie durch ein Wunder gerettet. Eine römische Galleere nahm mich an Bord und begrüßte mich als neuen Mitarbeiter. Mein Sitzplatz war recht weit in der Mitte. Der Possenreißer mit der Trommel quälte uns mit seinem monotonen Rhythmus und trieb uns zur Eile an. Es galt noch heute Rom zu erreichen. Schließlich konnte es morgen zu spät sein. Während die Nacht um uns herum anbrach bekam ich Zweifel ob der Steuermann sein chinesisches Navigationsystem verstand. Die Gegend sah eher nach Griechenland als Italien aus. Und zu allem Ãœberfluss ertönte nun der Gesang der Sirenen. Der Kapitän lies seine Ohren mit Wachs verstopfen und sich an den Mast binden, dann rezitierte er Brechts „Dr. Faust“ und rollte abscheulich mit den Augen. Es hätte schlimm geendet, wären wir nicht in eine Nebelwand gefahren. Kalt und feucht umschmeichelten uns gierige Schwaden. Die Ketten an den Füßen verschwanden und wir tanzten ausgelassen auf der Nase derer herum, die uns zu Füßen lagen. Dann lichtete sich der Nebel und eine große weiße Gestalt richtete sich auf. Ich schreib diese Zeilen mit meinem Blut auf ein Stück Leinen und verschloss alles in einer Rumflasche, die ich mir aus der Bordapotheke geliehen habe.
Möge der, der diese Botschaft findet damit tun was er will. Wir gehen erstmal shoppen.

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Crookshanks
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BeitragVerfasst am: Mi 30 Aug, 2006 16:38 Antworten mit ZitatNach oben

Die Feierlaune war plötzlich vorüber
Kriegsgebrüll griff nun lauthals über.
Das Fest hatte so gut angefangen,
bis Schreie von irgendwoher klangen.

Der Modezar, der alte Galgenvogel,
der liebte ja schon mal ein gemogel.
war versehentlich, in der Wandelhalle,
getreten in eine kleine Mausefalle.

Er hatte gebrüllt wie ein Ungeheuer,
dass es nur so hallte im Gemäuer.
Lolita mit ihrer übertriebenen Furchtsamkeit
gab dem Gebrüll erst die Bedeutsamkeit.

Der Leierkastenmann spielte Possenreißer
und nannte den Zaren einen Granitbeißer.
Darauf begann das Blut des Zaren zu wallen,
denn sowas lies er sich ungern gefallen.

Er schimpfte auf den Leierkastenmann,
das kam bei diesem jedoch nicht gut an.
Er schimpfte zurück, wild und ungezahm
Was wiederum der Modezar übelnahm.

Die beiden wurden immer lauter
Vollführten so einigen Klabauter.
Sie fingen an herumzujagen
und sich gegenseitig zu schlagen.

Sie flitzen herum und gaben Fersengeld,
bis zur Stadtsiedlung, quer durchs Gerstenfeld.
Sie rannten, dass die Grasnarbe nur so spritzte,
und bis jeder vor Anstrengung schwitzte.

Plötzlich zog ein Wolkenberg auf,
das änderte gründlich den Verlauf.
Denn beide hatten Angst vor Donner und Blitz,
für gestandene Männer ist das ein Witz.

Alle lachten, ob der Furcht in den Augen
Die Angst schien alles Blut aus ihnen zu saugen.
Der Modezar, war der Glückspilz der beiden
er fand rechtzeitig Zuflucht unter den Weiden.

Der Leierkastenmann hingegen,
wurde patschenass vom Regen.
Er sah nicht mehr aus wie eine Ulknudel,
sondern glich eher einem begossenen Pudel

Das Gelächter der Partygäste war enorm,
mit ihrer Meinung waren alle konform.
Die beiden hatten eine solche Strafe verdient,
sie war ja eigentlich fast zu gelind.

Die Party ging recht munter weiter,
jeder lachte laut und heiter
über das Intermezzo, gar peinlich
mit Spott war keiner der Anwesenden kleinlich.

Nur die beiden bösen Buben
verzogen sich in ihre Stuben
Sei trauten sich nicht mehr raus,
denn sie erwarteten keinen Applaus.

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BeitragVerfasst am: Do 12 Okt, 2006 13:25 Antworten mit ZitatNach oben

Dort fliegt eine Krähe. Schwarz und wild zieht sie am Himmel dahin. Schwarz hebt sie sich von den weißen Wolkenbergen ab. Schwarz fliegt sievon Baum zu Baum. Sie scheint mich zu begleiten. Die Straße vor mir ist schwarz, so wie die Krähe. Nun stößt sie hinab zur Grasnarbe um etwas glänzendes zu greifen und erhebt sich wieder in den blauen Himmel. Ich fühle mich wie die Krähe. Als flöge ich am blauen Himmel dahin.

Ich fuhr mit einen Schiff und kam an diese Straße, diese Straße führt mich zu einem Zug. Weiter geht die Reise, als müsste ich Fersengeld geben, mit einem Flugzeug. Vom Flugzeug zu einem Taxi. Ich reise wohl schon ewig. Die Welt fliegt an mir vorbei, immer gleich, wie das Georgel eines Leiherkastenmannes. Ich habe kein Zuhause. Hätte ich eines, ich würde es nicht wiedererkennen, denn ich reise schon so lange. Lange reise ich, wie die Krähe fliegt. Am blauen Himmel fliegt die Krähe und ich fliege mit ihr.
Am blauen Himmel.

Das Leben ist eine Suche und ich suche mein ganzes Leben. Ich traf viele Menschen, einen Modezar, Lolita und einen Präsidenten, einen Galgenvogel. Aber das Leben ist ein Durcheinander von Leben und es dreht sich schnell. Ich durchquere eine Stadtsiedlung und bin ein Glückspilz, wieder herauszufinden. Die schwarze Krähe fliegt am blauen Himmel und fliegt. Nun stößt sie hinab – was dort wohl glänzt. Ungeheuer warten in den Tiefen, aber alles was glänzt liegt tief. Nur wer ohne Furchtsamkeit niederstößt kann es erlangen. Der Himmel ist blau.

Der Morgen naht und ich schaue hinein. Kriegsgebrüll hielt mich die ganze Nacht wach. Ist das mein Gesicht, müde und bleich? Es wurde gestern spät in der Wandelhalle, Possenreißer trieben ihr Unwesen und Menschen lachten. Durchs Fenster sehe ich die Krähe in den Himmel steigen. Sie fliegt wieder durchs Blau. Bin ich auch eine Krähe, die am blauen Himmel fliegt? Wär’ ich es auch.

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