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dead dog
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BeitragVerfasst am: Mo 26 Feb, 2007 13:02 Antworten mit ZitatNach oben

Jetzt geht's los...

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dead dog
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BeitragVerfasst am: Mo 26 Feb, 2007 13:15 Antworten mit ZitatNach oben

Hm. Anscheinend hab ich vorher noch nie ein neues Thema angefangen. Oder bin zu bloed. Hab alles abgetippt und kriege immer die Meldung 'Kein Eintrags-Modus ausgewaehlt'. Wuerd ich ja machen, wenn ich wuesste, was das ist.
Nur die Ueberschrift geht uebrigens. Ist die Geschichte zu lang?
:(

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BeitragVerfasst am: Mo 26 Feb, 2007 14:30 Antworten mit ZitatNach oben

Das mit dem "Kein Eintrags-Modus" kenne ich auch.
Die einzige Möglichkeit ist, einen weiteren Beitrag zu schreiben, und den Text dort reinzukopieren.
Probier mal.
Das liegt übrigens weder an der Länge der Beiträge noch daran, dass Du den ersten Beitrag geschrieben hast.
Leider werden wir nun disqualifiziert, weil wir keine der gewählten Worte benutzt haben.
*gg*

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Tieger
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BeitragVerfasst am: Di 27 Feb, 2007 08:07 Antworten mit ZitatNach oben

*lol* ich denke wir können in diesem Fall noch mal eine Ausnahme machen ;o) Aber nur, wenn auch noch Einträge mit den Begriffen folgen. Ich hoffe Snuff nimmt es mir nicht übel, wenn ich jetzt diese Runde beginne.....

Der Lindenbaum

Irmchen stand gerade im Bad und machte sich fertig für den neuen Tag (auch Leuchtturmgespenster wollen gut aussehen und Falten und Knitter vorbeugen), als plötzlich an ihrer Tür Sturm geklingelt wurde. Sie drehte die Cremedose zu und eilte mit einem Blick auf die Uhr die Treppe hinunter zur Tür. „Irmchen. Schnell. Komm! Der Lindenbaum.“, stieß Norbert der kleine Taschendrachen hervor. Er war ganz außer Puste, so schnell war er gerannt. „Was ist denn passiert? Komm doch erst einmal herein und ich koche uns einen Tee.“, versuchte ihn Irmchen zu beruhigen. Doch Norbert fing bitterlich an zu weinen und fing an zu erzählen. Vor seiner Höhle stand ein Lindenbaum. Dieser hatte nicht nur die Aufgabe, ihm Schatten zu spenden sondern war sozusagen ein Omen für den Bestand der Taschendrachen. Als Irmchen ihn etwas fragend anschaute erklärte er: „Solange der Lindenbaum grünt, solange wird es auch immer Taschendrachen in diesem Land geben. So hat es mir meine Mutter immer erzählt. Und ihr hat es ihre Mutter erzählt und so weiter“ Doch nun war der Lindenbaum vom Lindwurm befallen und drohte zu sterben. Und der kleine Norbert hatte furchtbare Angst, dass er nun der letzte Taschendrachen in diesem Land bleiben würde. Deswegen war er schnell zu Irmchen gelaufen, denn wenn eine helfen konnte, dann doch bestimmt sie. Irmchen rührte das große Vertrauen in sie und dachte angestrengt nach. Es musste doch etwas geben… „Komm, Norbert!“, rief sie auf einmal, schlug die Tür hinter sich zu und zog den kleinen Drachen hinter sich her. Und im Laufen sagte sie weiter: „Wir müssen zum alten Waldschrat Bergnase! Er sieht zwar aus, als würde er sich die Hose mit der Kneifzange anziehen, aber er weiß alles über die Pflanzen, Tiere und Bewohner Grandorias. Sie rannten so schnell sie konnten und so merkte Irmchen zunächst auch gar nicht, dass sie vergessen hatte, Ihre Jacke überzuziehen. Erst als sie vor der Hütte Bergnases standen, merkte sie, dass sie fror – trotz des Laufens. Zum Glück öffnete der alte Waldschrat bald nach ihrem Klopfen du sie mussten nicht lange in der Kälte stehen. Er bat sie hinein und kochte Kakao zum Aufwärmen und zur Beruhigung während Norbert seine Geschichte noch einmal erzählte. Wieder fing der kleine Taschendrachen ganz fürchterlich an zu weinen. „Nun mal ganz ruhig, Norbert! Ich denke, ich kann dir und deinem Lindenbaum sicher helfen.“, sagte der Waldschrat und stellte vor jeden einen dampfenden Becher Kakao. „Ich habe gerade diese Woche neues Lebenselexir für solche Zwecke nachgebraut.“ Er zeigte auf winzige Reagenzgläser, die in einer Art Kammhalter steckten. „Wäre doch gelacht, wenn wir dem Lindwurm nicht den Garaus machen würden!“ Bevor sie sich aber auf den Weg zum Lindenbaum machten, gab er Irmchen einen dicken Pulli. Der sollte sie warm halten. „Ein Wunder, dass du bei dem Röntgenwind heute noch nicht erfroren bist!“, murrte er. An Norberts Höhle angekommen untersuchte er den Baum und knurrte: „Diese Viecher sind echt eine Plage aber die haben dem Baum die längste Zeit zugesetzt!“ Er nahm eine lange Nadel und eine Spritze aus seinem Beutel und injizierte dem Baum an mehreren Stellen das Lebenselexir. „Das entschleunigt nicht nur den Befall der Biester sondern schmeckt ihnen auch gar nicht. So suchen sie sich hoffentlich ein neues Opfer weit weg von Grandoria.“, erklärte er Norbert und Irmchen. Er führte noch eine Reihe Untersuchungen aus und erklärte den Beiden, dass er die Lebenslinien des Baumes überprüfte, um zu sehen, welchen Schaden der Lindwurm angerichtet hatte. Dann wand er sich zu Norbert um und sagte ernst:“ Dein Baum wird sicher noch lange Zeit leben. Aber glaub mir kleiner Taschendrachen: Kein Baum kann irgendwie etwas über den Bestand von deiner Art erzählen. Euch hat es hier auf dieser Insel schon immer gegeben. Viel länger als diesen Lindenbaum! Auch du wirst bald eine passende Partnerin finden und ihr werdet für die nächste Generation von Taschendrachen sorgen. Und so wird es sicher auch noch Taschendrachen geben, wenn es diesen Baum schon lange nicht mehr gibt.“ Norbert erkannte, dass er hier wohl einer riesigen Lebenslüge aufgesessen war und schämte sich etwas. Doch Irmchen ließ ihm dazu nicht lange Zeit und entspannte die Lage ganz einfach mit einer Einladung zu einem deftigen Frühstück in ihrem Leuchtturm. Die nahmen Bergnase und Norbert natürlich gerne an und so stapften sie los.

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BeitragVerfasst am: Mi 28 Feb, 2007 22:35 Antworten mit ZitatNach oben

Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel, pardon, Cremedose. Wenn man erstmal verstanden hat, wie's aufgeht und den Sand ausm Gewinde entfernt hat, ist es innen weich und geschmeidig.

War ein bisschen wie das Orakel von Delphi. Auf dem steilen Weg nach oben waren mir so einige griechische Sagen eingefallen. Ich rollte zwar keinen Fuenf-Zentner Felsen vor mir her, es kam mir eher so vor als haette ich einen auf der Seele. Und die Odyssee hatte ich auch hinter mir. War ziemlich oft stehengeblieben und hatte mir mit dem Hemdaermel den Schweiss aus dem Nacken gewischt. Mir gesagt 'sobald die Zivilisation mich wiederhat, schere ich mir die Haare'. Hatte auf die Pfeile auf meiner Karte gestarrt. Auf die kryptischen Anordnungen. Ueberquere die Baumgrenze. In Anbetracht des dichten Waldes gedacht, dass ich's nie bis dorthin schaffe. Mich zusammengerissen. Das enge Schuhwerk verflucht. Den Weiteraufgang damit unterbrochen, einen kahle Klippe zu suchen, um zurueckzublicken. An den Rand des Abgrunds getreten. Mich gefragt, ob ich mir die Anstrengung haette sparen koennen. Hinter dem Felsvorsprung, der wie ein Kammhalter aussieht, lugt das Leben hervor.
Lange nach Mittag, ich wurde schon kurzatmig und meine Waden zitterten, ging es kaum noch bergauf. Die Serpentinen wurden kurviger und der Unterboden steiniger. Dieser Durst! Baeume hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Wo ist nur diese verfluchte Bergnase?
Kein Schatten, keine Wolke weit und breit. Ploetzlich tauchte da aus heiterem Himmel ein Lindenbaum vor mir auf. Er wirkte so fehl am Platz wie ein 3-Sterne-Hotel.
Die Rinde war kuehl und lebendig, nach drei Stunden heissem Gestein. Von den obersten Blaettern tropfte Wasser, was direkt ueber mir ein Rinnsal bildete. Ich liess mir dieses Lebenselixir auf der Zunge zergehen. 'Heiliges Ambrosia!' Ich laechelte blinzelnd in die Sonne, vielleicht das erste Mal seit Tagen.
Ein Schmetterling liess sich auf einer der Blueten nieder. Da hoerte ich zum ersten Mal die Stimme. Sie schien aus dem Baum zu kommen, war sonorig, aber gleichzeitig hell und klar. Geschlechtslos. >So hat sich der Lindwurm entwickelt.< Mein Blick folgte dem Schmetterling auf seinem Tanz von Ast zu Ast. >Du bist aus dem gleichen Grund hier.< Es war keine Frage. Ich nickte, raeusperte mich und schaute um den Stamm herum, kam mir sofort albern dabei vor.
>Schau Dir Deine Lebenslinien an.<
Ich war ploetzlich in der Lage, mich zu sehen, jede Falte um die Augen, jede Sorgenfurche. >Du haeutest Dich nicht. Jedes einzelne Leben, jede Entwicklungsstufe steht Dir ins Gesicht geschrieben. Wozu die Eile?< Ich beruehrte mein Kinn. Schnell, ja, das war es gewesen. Vorzeitige Alterung. Alles mitnehmen. Irgendwie unterkriegen. Zeit ist Geld. Erschoepfungszustand. Ich setzte mich unter die Linde.
>Du hast den ersten Schritt getan und Dein Leben entschleunigt.
Die Frage ist, ob Du es auf Dauer durchhaelst.<

Das ist eine gute Frage. Ob so ein Orakel von Verpflichtungen weiss? Der Notwendigkeit, unterwegs zu sein? Es allen recht zu machen? Fuer die Menschen in meinem Leben fuehlte ich mich manchmal auch wie ein Orakel, obwohl ich selber keine Antworten hatte. Die naechste Frage. >Wie siehst Du Dich?<
Faltig? Verschwitzt? Liebebeduerftig? Stark? Weinerlich? Jemand auf der Arbeit hat mal ueber mich gesagt 'so ein Waldschrat, der sich die Hose mit der Kneifzange zumacht'.
Die Linde gluckste, dass der Boden nur so bebte. Ja, haha! Sehr witzig. Aber ich konnte nicht wirklich gekraenkt sein, das Lachen war zu ansteckend. So tief und voll und schallend.
Noch ein 'erstes Mal' seit langem.
>Wie kannst Du Du selbst sein, wenn Du Dich nur mit den Augen anderer betrachtest?<
Ich hatte das Gefuehl, ich sah mich zum ersten Mal. Mit meinen eigenen Augen, die mich durchbohrten wie Roentgenwind.
Der Weg zurueck ins Tal - und weiter - in die Zukunft war ploetzlich so klar beschrieben wie auf meiner Wanderkarte. Im Moment noch unverstaendliche Pfeile und Anweisungen, die sich aber bei jeder Wegbiegung in klare Zeichen aufloesen wuerden. Und ich hatte den Plan ganz alleine gezeichnet.
Nicht mein Baenker oder mein Boss oder mein Nachbar.
Ich.
Die Legende war vorgegeben und passte zu den Plaenen meines Partners, meines Kindes, meines Feindes.
Es gab jede Menge Kreuzungen und Parallelstrassen.
Aber keine Sackgassen mehr.
Aus der Lebensluege waren mir Lebensfluegel gewachsen.

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BeitragVerfasst am: Do 01 März, 2007 14:22 Antworten mit ZitatNach oben

Das Wasserloch war sehr angenehm kühl. Nach Tage in der Wüste fühlte er sich endlich wieder wohl. Da machte es auch nichts, dass er von lästigen kleinen Biestern mit Mückenstichen akkupunktiert wurde. Endlich wieder Wasser, reines, klares Lebenselixier, Quell des Lebens, Wiege der Wesen, flüssiger Nebel. Seine Augen schlossen sich, gespült vom freundlichen Nass. Was suchte auch ein Waldschrat in der Wüste, wo ihn heißer Wind umpfing wie der Todesodem eines Lindwurmes. Gedanken, sämig wie Hühnerbrühe flossen zäh durch seinen Brägen. Das Windspiel in der alten Eiche, seine Mutter, die ihn Familiensinn lehrte, der Tischler, der nie ohne seine Kneifzange aus dem Haus ging (Wer weiß, ob es nicht einen Splitter oder gar einen Zahn zu ziehen gibt), sein Vetter, der auf der Flucht von der Bernase stürzte und nie wieder auftauchte. Seine Schwester, die sich in einer Lebenslüge verstrickt hatte, und nun den Weg zurück in dier Gesellschaft finden musste, zudem liebte sie belgische Schokolade. Und nicht zuletzt sein Vater, der arbeitsscheu, wie er war, nie die Hoffnung aufgab, seine Familie gut über die Runden zu bringen.
Schließlich er selber, voller Leichtsinn aufgebrochen. Zuerst ganz eilig und eifrig, schließlich musste er seine Reisegeschwindigkeit aber deutlich entschleunigen um sich nicht zu sehr verausgaben. Dann war er auf diese Wüste gestoßen und wusste, dass er sie durchqueren musste. Er folgte der unsichtbaren Lebenslinie, die er dank seines geheimen Wissens verfolgen konnte. Doch der heiße Röntgenwind des Sandmeeres hatte ihn ausfgedörrt und seinen Geist ermattet. Nun endlich saß wieder im Schatten, ein Lindenbaum breitete einen grünen Himmel über ihm aus und er lehnte vertrauensvoll an einem Stück Holz, dass Ähnlichkeit mit einem Kammhalter hatte.

a) Konnte er ahnen, dass im Grünen verborgen eine heimtückische Cremedose lauerte und nur daruaf wartete, ihn zu verschlingen?

b) „Schnitt“, rief der Aufnahmeleiter, „Wir machen jetzt Feierabend und drehen die Szene morgen nochmal. Ich habe ganz trockene Hände, hat jemand eine Cremedose für mich?“
„Geht die von Aldi, oder muss es Nivea sein?“

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BeitragVerfasst am: Mo 05 März, 2007 14:28 Antworten mit ZitatNach oben

Normalerweise glaube ich ja nicht an solche Sachen, aber was tut man nicht alles wenn einem das Schicksal einen bösen Streich gespielt hat. Heute war ich bei einer Wahrsagerin. Die hat meine Lebenslinien in meinen Händen gelesen. Was für ein Schreck! Mein ganzes Leben erscheint mir plötzlich wie eine Lebenslüge. Ich dachte immer, dass Glück und Pech gerecht verteilt seien und nach einer schlechten Phase wieder eine gute Phase folgen wird, aber was muss ich hören? Angeblich scheint sich mein Schicksal nicht zum besseren zu wenden. Vielleicht hatte ich in einem vorherigen Leben mein Glück bis zum Exzess ausgereizt, so dass sich das jetzt rächt? Ich hing an diesem Glauben wie an einem Lebenselixir, aber es scheint mir nicht gegönnt zu sein mehr Glück zu haben. Nach dem Besuch bei der Wahrsagerin kommt mir die ganze Welt so entschleunigt vor. Es ist als ob ich Watte in meinem Kopf hätte und alles viel langsamer ist als normal. Die Autos fahren in Schrittgeschwindigkeit über die Landstraße. Die Blätter des Lindenbaums, in unserem Garten brauchen gefühlte fünf Minuten um den Boden zu erreichen, die Kneifzange die vom Tisch fällt, braucht ebenfalls viele lange Sekunden bevor den Boden erreicht und ein ordentliches Loch ins Parkett schlägt. Es ist jedoch nicht so, dass ich den Aufprall hätte deshalb verhindern können, denn ich bin am entschleunigsten von allem, meine Bewegungen gleichen einer Zeitlupe. Vielleicht hätte ein Griff in die Cremdose ein anderes Ergebnis bei der Wahrsagerin ergeben, denke ich mir. Würde ich meine Hände öfters eincremen sähen sie vielleicht nicht so zerfurcht aus und mein Schicksal wäre nicht so düster…
Ich starre aus dem Fenster. Von hier aus sieht man die Bernase des großen Waldschrat. Keine Ahnung warum der Berg so genannt wird, aber ich finde der Name passt sehr gut zu ihm. Er ist der erste und der höchste Berg in einer langen Kette von Bergen, die sich wie ein Lindwurm durchs Tal schlängeln. Es sind sehr schöne Berge, groß und blau mit einer weißen Spitze wie in Zuckerguss getaucht, aber der schöne Schein trügt. Sie halten die warme Luft vom Meer ab, was unserer Seite immer kalten Röntgenwind beschehrt. Aber vielleicht ist das ja die Ursache für mein Pech. Ich lebe auf der Schattenseite! Vielleicht sollte ich umziehen, auf die andere Seite der Berge. Ich war erst einmal dort. Die Berge sehen von der anderen Seite ganz anders aus. Sie haben keine so schöne Form, es sieht nicht aus, als ob eine Zuckerspitze nach der anderen aufgereiht wäre wie die Perlen einer Kette. Sie sind auch nicht so steil sondern steigen sanft an, irgendwie formlos. Trotzdem ist das Klima auf der anderen Seite wesentlich verträglicher. Ich überlege mir wie ich es anstellen soll. Ich habe hier meine Arbeit, mein Haus und meine Freunde. Denen geht es allen irgendwie gut, vielleicht liegt es also doch nicht an der Bergseite. Es macht keinen Sinn umzuziehen, beschließe ich letztendlich. Ich überlege weiter wie ich mein Schicksal wenden kann. Mir fällt nichts ein. Vielleicht, denke ich schließlich tu ich einfach so, als ob ich nie bei dieser vermaledeiten Wahrsagerin gewesen sei und glaube daran, dass es bald wieder besser wird.

Ich beschließe diese Strategie zu befolgen, koche mir eine Tasse heißen Kakao, nehme meine Kuscheldecke und setze mich vors Haus und schaue auf die Berge. Meine Nachbarin kommt vorbei und setzt sich zu mir und erzählt mir, dass sie heute ein 4-blättriges Kellblatt gefunden hätte, das sie mir gerne schenken möchte. Na also denke ich mir, wenn ich schon an solche Sachen glaube, dann wenigstens an die guten. Ich lächle sie an und bedanke mich. Jetzt geht es mir schon viel besser….

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BeitragVerfasst am: Do 08 März, 2007 12:00 Antworten mit ZitatNach oben

Ihr Ausflug zum Wolkenberg wurde anscheinend noch weniger erfreulich als sie sowieso schon angenommen hatten. Als Leorella und der kleine Zauberer dort ankamen, stellten sie fest, dass die Bergnase abgebrochen war. Das konnte nur ein Zeichen dafür sein, dass Steinmänner vorbei gekommen waren, denn niemand anderes war zu sowas in der Lage. Der Gesichtausdruck des Zauberers verdüsterte sich noch mehr, was Leorella wiederum große Sorge bereitete. Noch nie hatte sie so tiefe Sorgenfalten im Gesicht des Zauberers gesehen. Sie schluckte und nahm ihren ganzen Mut zusammen: „Was hast du? Was bereitet dir diese großen Sorgen?“
Der kleine Zauberer schrak zusammen, so sehr war er in Gedanken. „Hier am Wolkenberg lebt ein Waldschrat. Ein seltsamer und unfreundlicher Geselle, aber er hat sein Herz auf dem rechten Fleck und würde niemals etwas unrechtes tun, vielleicht hat er etwas gesehen. Nein, ich bin mir sicher, dass er etwas gesehen hat, denn so wie es aussieht ist er vor irgendetwas geflüchtet.“ „Woher weißt Du das?“ fragte die Magd erstaunt. „Siehst Du dort drüben den Lindenbaum? Der ist halb entwurzelt. Es sieht so aus als ob der Waldschrat bei der Flucht über ihn stolperte. Ein Waldschrat würde einem Baum niemals absichtlich weh tun.“
„Aha“, antwortete Leorella irritiert. Nun war sie genau so schlau wie vorher. „Wie meinst du das? Du sprichst in Rätseln! Woher weißt du, dass das der Waldschrat war?“ Der kleine Zauberer runzelte kurz die Stirn und dann lächelte er: „Natürlich! Entschuldige, das kannst Du ja nicht wissen! Ich habe vor längerer Zeit mal den Waldschrat aus einer prekären Situation gerettet, deshalb kenne ich ihn sehr gut und weiß ihn einzuschätzen.“
„Was für eine prekäre Situation?“ Fragte Leorella neugierig.
„Der Waldschrat hatte seinen Kammhalter verloren und das ist für ein solches Wesen schrecklich, weil er sich ohne Kammhalter nicht mehr kämmen kann. Waldschrate haben sehr kurze Arme und ohne Hilfsmittel kann er sich nicht kämmen. Wenn er sich nicht kämmen kann verzottelt er aber so sehr dass er innerhalb kürzester Zeit nicht mehr aus den Augen schauen kann. Also hat er sich auf die Suche gemacht und dabei im Labyrinth der Lebenslinien verirrt. Zu allem Ãœberfluss blieb er an der Klippe einer Lebenslüge hängen und konnte sich einfachnicht mehr befreien und wäre fast daran zugrunde gegangen. Du musst wissen, dass die Lebenslinien ein äußerst gefährlicher Ort sind, denn alles ist dort irgendwie entschleunigt. Man hat das Gefühl ständig gegen einen Röntgenwind anzukämpfen, der einem entgegenweht. Der Waldschrat hing damals also an dieser Klippe fest und versuchte verzweifelt sich zu befreien. Ich meide normalerweise die Lebenslügen, denn es ist wie schon gesagt, sehr gefährlich. Aber ich suchte dringend den Lindwurm, denn der Lindwurm ist ein sehr magisches Wesen, er hat mir schon öfters in aussichtslosen Fällen geholfen. Da ich ihn nirgends angetroffen hatte setzte ich meine letzte Hoffnung auf das Labyrinth der Lebenslügen und traf dort auf den Waldschrat in dieser verzweifelten Lage an. Er war schon halb erfroren und drohte an Verzweiflung zu zerbrechen. Du musst wissen, wenn man sich zu lange in den Lebenslinien aufhält bläst der Röntgenwind einem die ganze Freude und die ganze Hoffnung aus dem Körper. Ich hatte damals glücklicherweise meine alte Cremdose mit Lebenselixirdragees gefüllt, die ich ihm den Lebensmut zurückgaben, dann gelang es mir mit Hilfe einer Kneifzange ihn von der Klippe zu befreien und aus dem Labyrinth herausbringen. Seither ist er mir sehr dankbar und auf seinen Kammhalter, den er in seinem Lebensbaum wiederfand passt er seither auf wie auf einen Schatz.“ Leorella lächelte, denn trotz der schlimmen Lage, in der sie sichbefanden gefiel ihr die Geschichte. Ihr kleiner Zauberer hatte einmal mehr ein Wesen gerettet. Dafür liebte sie ihn so sehr. Sie sagte: Dann lass uns auf die Suche nach Deinem Freund gehen. Vielleicht kann er uns ja helfen. Ich glaube wir können soweiso jede Hilfe gebrauchen. Es sieht nicht gut aus.

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BeitragVerfasst am: Do 08 März, 2007 12:51 Antworten mit ZitatNach oben

Die Wahrsagerin

„Ihre Lebenslinien scheinen zu kurz gewesen zu sein!“, sagte Markus Reinhart säuerlich zu seinem Assistenten. Vor ihnen lag ihr neuster Fall: der Mord an einer Wahrsagerin. Durch das Haus hatte sich schon der Lindwurm von uniformierten Polizisten und weiß gekleideten Kripobeamten gezogen und so ziemlich jedes Stück von der Cremedose bis zum Kammhalter war einmal umgedreht worden. Ãœberall klebte das Fingerabdruckpulver und schwarze Tafeln markierten die Fundorte der möglichen Beweisstücke. Nur der Gerichtsmediziner ließ auf sich warten. Leider hatte der letzte gekündigt und nun hatten sie so einen alten Waldschrat bekommen. Ständig kam er zu spät und schaute ständig muffelig drein. „Vielleicht hätte der Doc mal von ihrem Lebenselixier probieren sollen.“, scherzte Mika und zeigte auf eine Bestellliste die neben der Toten lag. „Du meinst es gibt ein Mittel gegen seine notorische schlechte Laune?“, antwortete Reinhard und schaute sich die Liste näher an. „Frei nach dem Motto: gegen alles ist ein Kraut gewachsen….“, murmelte er. „Ob hier das Mordmotiv liegt? Ich meine, wer so etwas bestellt und an die Wirkung glaubt, der zieht sich doch auch die Hose mit der Kneifzange an!“ schüttelte er den Kopf. „Leider gibt es genug Menschen, die auf diesen Hokus Pokus hereinfallen“ antwortete Mika. „Wo bleibt nur der Doc?“
Der Doc kam 10 Minuten später und murmelte, wie immer schlecht gelaunt, die Frau wäre eindeutig tot und genaue Ursache und andere Ergebnisse bekämen sie nach der Obduktion. Hoffentlich bleibt dieser Gerichtsmediziner nicht allzu lange! Reinhard und Mika Hansson machten sich auf den Weg zurück ins Kommissariat. Dabei bewunderten sie wieder einmal den Wetterumschwung, kaum dass sie die Bergnase der Egge überquert hatten. Im Kommissariat machten sie sich erst einmal daran, herauszufinden, ob es Hinterbliebene gab, die zu benachrichtigen wären. Es gab eine Tochter, die ganz in der Nähe wohnte und so machten sie sich gleich wieder auf den Weg. Die Tochter konnte den beiden Kommissaren nicht weiterhelfen. Sie erinnerte sich nur daran, dass die Mutter am Vortag eine Kundin hatte, die sehr heftig auf die Nachricht reagierte, dass sich ihre Lebenssituation in nächster Nähe nicht bessern sollte. „Meine Mutter erzählte, die Frau hätte total entschleunigt gewirkt.“ Aber ob diese Frau noch mal zurückkam wusste die Tochter nicht und auch nicht, ob die Mutter mit jemandem Anderen Streit hatte. Wer hatte die Wahrsagerin umgebracht? An diesem Tag würden sie das nicht mehr herausfinden, sie würde auf die Ergebnisse der Spurensicherung warten müssen. Auf dem Weg nach Hause hielten Markus Reinhard und Mika Hansson noch bei ihrem Lieblingsitaliener, um unter dem Lindenbaum im Biergarten noch eine schöne Feierabendpizza zu genießen und ein Wein zu trinken. Natürlich ließ sie der Fall nicht los. Eine Wahrsagerin, die seltsame Dinge wie Lebenselixiere verkaufte und eine entschleunigte Frau… Irgendwie passte ein gar nichts zusammen. Mika hörte mit einem halben Ohr dem Gespräch am Nachbartisch zu. 2 Frauen unterhielten sich darüber, dass eine der Beiden ihren Mann des Seitensprunges überführt hatte. „Und stell dir vor, Karin, wenn ich nicht zu dieser Wahrsagerin gegangen wäre, die du mir empfohlen hast…. Ich wäre ja nie darauf gekommen, dass mein Mann mich betrügt! Und dabei habe ich sie nach etwas ganz anderem gefragt.“ „Und du wärst noch Ewigkeiten mit der Lebenslüge einer heilen Ehe herumgerannt!“, antwortete die Freundin. Nun weißt du woran du bist und verlässt diesen Drecksack hoffentlich!“
Als die betrogene Ehefrau kurz darauf auf die Toilette ging, belauschte Mika dann noch ein Telefonat mit dem Handy. „Frank? Ich bin es Karin. Ich denke, ich habe sie jetzt soweit. Nun kannst du mir nicht mehr mit so dummen Ausreden kommen. Du versprichst mir schon viel zu lange, dich von ihr zu trennen und zu mir zu stehen! Ich habe das alles doch nicht umsonst getan!“ Mika Hansson stand auf und ging zu dem Tisch herüber. „Ich verhafte sie wegen des Verdachtes des Mordes an der Wahrsagerin.“ Er legte ihr unter den verdutzten Augen von Kommissar Reinhard Handschellen an. „Er hat es mir versprochen und diese dumme Schlange von Wahrsagerin dachte doch tatsächlich, sie könnte mich erpressen. Soweit kommt es noch!“, keifte Karin Kleine. Und als ihre Freundin zurückkam schrie sie ihr zu: „Du hast immer alles bekommen, was du wolltest! Immer! Einmal wollte ich glücklich sein – mit DEINEM Mann!“
Es war als ob ein Röntgenwind durch Markus Reinhard führ. Diese Situation ließ ihn frieren. Wie fies konnten Frauen werden. Was konnten Neid und Missgunst aus Menschen machen.

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BeitragVerfasst am: Di 03 Apr, 2007 13:40 Antworten mit ZitatNach oben

Wenn sie sich so umschaute, schien es nur glückliche Menschen zu geben, die im Schatten des Lindenbaums den Sonnenschein genossen und sich das Eis auf der Zunge schmelzen ließen. Merkten sie denn nicht, in welchen Widerspruch sie sich damit selber stellten? Wo gibt es denn so etwas? Sonne im Schatten und geschmolzene Masse, die den Namen Eis nicht verdient? Alles Lebenslügen. Ãœberhaupt war die ganze Welt voller Lebenslügen. Wie ein Röntgenwind durchfuhr sie diese Erkenntnis und ließ sie vor Kälte erschauern. Das Leben erschien ihr wie ein großes Gebirge und sie hatte nicht einmal die eine Bergnase erklommen. Die Menschen, die sich Freunde nannten (was ist wirklich Freundschaft?) sagten immer häufiger zu ihr, sie hätte vom vielen Grübeln und Miesepeterei schon fast ein Gesicht wie ein Waldschrat. Die sollten mal ganz vorsichtig sein, dass ihre Lebenslinien nicht ganz schnell abreißen! Waldschrat! PÖH! Sie würde deswegen nicht tiefer in die Cremedose neben dem Kammhalter greifen. Meinen die, sie zöge sich die Hose mit einer Kneifzange an? In der Sache war doch der Lindwurm drin! Was meinten die eigentlich, wer sie sind? Und überhaupt könnten ihr alle mal gestohlen bleiben. Was wussten die schon über das Leben? Oder über die wirklichen Probleme… einer 13jährigen?

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BeitragVerfasst am: Fr 13 Apr, 2007 13:35 Antworten mit ZitatNach oben

Seien wir doch mal ehrlich, das Lebensgebäude der meisten Menschen ist nicht mehr als eine Lebenslüge. Man kann tun was man will, aber Lügen und Selbsttäuschung durchziehen die Lebenslinie von Geburt an wie ein Lindwurm. Ich bin nicht besser.
Wenn ich an ein Erlebnis aus meiner Zivi-Zeit denke, durchfährt es mich kalt wie ein Röntgenwind und ich fühle mich schlecht ung schuldig. Grund genug habe ich.
Damals kümmerte ich mich um alte Leute, sei es, sie zu waschen, Einkäufe zu machen, Gesellschaft zu leisten oder auch mal die Küche zu feudeln. Das ist alles kein Problem und ich habe immer gerne dort gearbeitet. Leider war es schon die Zeit, wo Angehörige oder auch die Betreuten selbst einen Anteil an der Zuwendung zahlen mussten, so kam es vor, dass ich bei manchen Leuten nur einmal war – sie konnten sich meine Dienste schlichtweg nicht leisten.
Eines Tages wurde ich zu einem Mann geschickt, der in einer Kate hinter der Bergnase wohnte. Vor der Kate stand ein malerischer Lindenbaum, aber der arme Mann, der dort hauste war weniger malerisch. Unsere Stationsleiter vermutete, dass (nennen wir ihn mal) Hans in der Kindeheit an Kinderlähmung litt. So kam ich in Hans Haus und musste erstmal etwas an mich halten, vieles war schmutzig und normalerweise hätte ich manche Dinge nichtmal mit der Kneifzange angefasst. Aber um ging es hier nicht. Es ist nicht zu glauben, aber trotz verkrüppelter Arme und Beine lebte er dort alleine und bestritt sein Leben besser als mancher, der im Vollbesitz seiner körperlichen Kräfte ist. Wir unterhielten uns eine ganze Zeitlang, ich half ihm etwas beim Waschen des Rückens, nahm einen Schwung aus der Cremedose und pflegte seine trockene Haut.
Bis hier hin war noch alles im grünen Bereich, aber wir sprachen auch über sein Hobby. Er war Armateurfunker und nannte sich „Waldschrat“ wen er funkte. „Das ist das Beste was mir passieren konnte“, sagte Hans, „denn mich kann dann keiner sehen. Du glaubst es nicht, aber alle die, die mich dann im hier besucht haben,haben sich nie wieder gemeldet.“ Er lud mich ein, mal wieder zu kommen…
Ihr wisst bestimmt was nun passierte: Ich war nie wieder dort.
Jedes mal wenn ich an Hans denke, habe ich ein Gefühl im Bauche, als hätte ich einen Kammhalter verschluckt, der nun kreuz oder quer steht.

Ich meine zu wissen, was er von mir denkt, aber ich kam einfach nicht dazu, wieder bei ihm reinzuschauen, einen Auftrag habe ich auch nie wieder bekommen. Aber viele Lügen kann ich mir auftischen, mit denen ich mich vor mir selber rechtfertigen kann.
Das Hirn ist eine Hure sagen manche – sie glaubt alles, was du dir einredest. Aber ich weiß es besser. denn mein Hirn glaubt nichts und vergisst nichts.

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man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
Karl Kraus
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Anmeldedatum: 05.10.2004
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BeitragVerfasst am: Fr 11 Mai, 2007 13:23 Antworten mit ZitatNach oben

Alle meine Freunde sagen mir, dass dieser Mann für mich nicht gut ist.
Er ist ein Waldschrat, ein Lügner, ein Lindwurm und ein rollender Stein.
Natürlich ist er oft unterwegs, das weiß ich doch auch.
Einer Lebenslüge gibst Du Dich hin, so sagen sie. Siehst Du denn nicht, dass er einer anderen Frauen zusammen ist, er steigt ihr nach wenn er hinter dem nächsten Lindenbaum verschwunden ist. Die nächste Ecke, die nächste Bergnase, die nächste Stadt ist für ihn die nächste Chance.
Habe ich behauptet, er sei ein Heiliger? Sehe ichaus, als zöge ich die Hose mit der Kneifzange an.
Ich weiß doch um alles, was er tut.
Und doch ist er mein Lebenselexier. Er entschleunigt meinen Alltag, rettet mich aus dem grauen Einerlei, schützt mich vor dem kalten Röntgenwind, der mir entgegenweht. Ist er da, so wird die Welt warm und lebenswert. Er macht mir Geschenke, kauft teure Cremedosen, Kammhalter, hübsche Tücher und guten Wein.
Das alles täuscht mich nicht, meine Lebenslinie ist nicht die einzige, die sich mit seiner kreuzt und doch liebe ich ihn, weil er mir Hoffnung macht und mein Leben sinnvoll färbt.
Seid doch ruhig, ihr alle. Ihr denkt, dass ihr alles wisst, doch ihr wisst nicht mal die Hälfte und ich, ich weiß es genau.
Mein Mann ist treu, allerdings nicht mir allein.
Für die andere Frau bin ich die andere Frau, . Und die andere Frau ist seine Frau.

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