Schreckenstein

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Stimmt auch wieder.
Andererseits sind die HotelgÃ¤ste ja, genau genommen, MauersÃ¤ges GÃ¤ste, und da ihm die Burg gehÃ¶rt ... da muÃŸ man wohl hÃ¶flich sein. Vielleicht haben die Lehrer auch gehofft, die StÃ¶rungen hÃ¶ren auf, wenn die Leute ihre Neugier befriedigt haben.

Ich finde, dass die Lehrer gerne hÃ¶flich und bestimmt auf den Unterricht hÃ¤tten verweisen kÃ¶nnen und im gleichen Zuge darum bitten mÃ¼ssten, das zu respektieren.

Vielleicht aber auch anders.

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Tja, aber wo wÃ¤re dann die Story geblieben? ;-)

Nun ja, die Tage des Hotels waren ja eh gezÃ¤hlt, insofern hat sich das Problem von allein erledigt.

Zwischenzeitlich habe ich angefangen, einen Schreckensteinband mit L&M zu lesen. Sein Vorlesen ist noch ...ausbaufÃ¤hig und so nutze ich die MÃ¶glichkeit, das mit dem abendlichen Vorlesen zu verbinden - er 10 Minuten und ich 10 Minuten (oder auch 20...).
So bleibt er in Ãœbung aber dicke BÃ¼cher ziehen sich nicht so dahin, weil ich doch deutlilch schneller lese.

Der gute Oliver Hassenkamp hat eine Vorliebe fÃ¼r SchachtelsÃ¤tze.
Das fÃ¤llt mir jetzt erst auf, wenn L&M am Ende eines Satzes nicht mehr weiÃŸ, womit er angefangen hat. Auch die Redewendungen, die verwendet werden, sind schon lange nicht mehr up to date.
Im Vergleich zu den ??? Kids, sind die SchreckensteinbÃ¼cher deutlich komplizierter geschrieben.
Jetzt sind die ??? Kids von der Zielgruppe vielleicht eher 8-12, wÃ¤hrend Schreckenstein 10-13 Jahr ist, aber das sprachliche Niveau ist schon sehr unterschiedlich.

Immerhin gefÃ¤llt ihm das Buch und wenn man Redewendungen oder AusdrÃ¼cke erklÃ¤ren muss, wird das Kind ja nicht dÃ¼mmer davon.

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Gute Idee, und so kann man Lesen Ã¼ben mit SpaÃŸ verbinden. So lernt es sich leichter, und die BÃ¼cher sind auch nicht so furchteinflÃ¶ÃŸend dick.

SchachtelsÃ¤tze? Ist mir nie aufgefallen, aber ich war sprachlich auch meinem Alter schon damals weit voraus, habe mit 9 Karl May und BÃ¼cher fÃ¼r Jungen ab 16 gelesen und mit ca. 16 oder etwas darÃ¼ber T. E. Lawrence, was sind da ein paar kompliziertere SÃ¤tze?

Hassenkamp hat auch fÃ¼r Erwachsene geschrieben, das mag mitspielen. HÃ¤tte natÃ¼rlich der Lektor Ã¤ndern kÃ¶nnen, aber generell kann es auch sein, daÃŸ man damals noch mehr erwartet hat als heute von der Generation, die zumeist ohne Smartphone etc. nicht mehr leben kann. Die drei !!! sind jedenfalls auch noch relativ neu und wohl auch sehr einfach geschrieben; ich habe schon die originalen ??? irgendwann aufgegeben, weil ich das Interesse verloren hatte, und die neueren kenne ich sowieso nicht.

Die Sprache ist allerdings inzwischen nicht mehr gerade der heutige Jugendjargon; immerhin verstehe ich sie noch, wÃ¤hrend ich nun immer Ã¶fter Klagen hÃ¶re von Gleichaltrigen, daÃŸ sie die heutige Jugend nicht mehr verstehen. Ich erinnere mich, daÃŸ ich die letzten BÃ¤nde noch in den 80ern gekauft habe, das ist schon ein Weilchen her, und Sprache Ã¤ndert sich doch ganz schÃ¶n. Schau Dir nur an, wie sich die Bedeutung von "geil" geÃ¤ndert hat. Und manchmal lese ich Ã¤ltere BÃ¼cher und denke "hoppla, das Wort habe ich ja ewig nicht mehr gehÃ¶rt". Aber natÃ¼rlich, laut Wikipedia ist der erste Band 1959 erschienen, das ist eine Ewigkeit her.

Hast Du denn die originale Schreckenstein-Ausgabe mit weiÃŸen BuchrÃ¼cken von Schneider-Buch, oder die - ich denke blaue Neuausgabe von Omnibus? Von der weiÃŸ ich, daÃŸ die Sprache angepaÃŸt wurde. Da hatte ich mal welche zum Katalogisieren, Ã¶ffnete eines aufs Geratewohl, las ein paar SÃ¤tze und stellte sofort fest "Hey, das ist ja total falsch, was soll das, das war doch ganz anders ausgedrÃ¼ckt!" Sagt doch einiges aus, daÃŸ ich das merke, nachdem ich meine Ã¼ber ca. 10 Jahre nicht mehr angefaÃŸt hatte ...

GlÃ¼cklicherweise habe ich noch die alten SchneiderbÃ¼cher.
Nicht alle BÃ¤nde, aber 8 oder 9 habe ich doch zusammen.
Irgendwie wiederholt sich das Schema ja doch etwas.

Interessanterweise war die Schreckensteiner Welt gar nicht so weit weg von meiner. Ein (!) Ã¶ffentliches Telefon auf Schreckenstein? GroÃŸe Strecken mit dem Rad? Nicht immer gleich die Erwachsenen fragen?
So war es auch noch zu "meiner Zeit".
Heute laufen die AchtjÃ¤hrigen mit Smartphone und Internetflat rum.
Von so Sachen wie selbstÃ¤ndig etwas entscheiden, sind viele weit entfernt. Da muss erst auf Whats app in der eigens erstellten Gruppe drÃ¼ber diskutiert werden.

Was mir im RÃ¼ckblick etwas Bauchweh bereitet, ist die Ã¼berbetonte Kameradschaft, das "abgehÃ¤rtet sein", der unbedingte Gehorsam unter Streichbedingungen und das sich selbst vÃ¶llig in die Gemeinschaft stellen.

Alles nichts schlimmes, aber in der Summe ist es doch sehr idealisiert und erinnert mich doch etwas an unsegliche Zeiten, die Herr Hassencamp auch miterlebt hat.

L&M hat schon erklÃ¤rt, er wolle nicht in einem Internat wohnen.
Das ist doch schon mal etwas.

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Bei mir steht noch die ganze Serie herum :)

Oh ja, ich weiÃŸ, was Du meinst. Zu meiner Zeit waren weder Telefon noch TV eine SelbstverstÃ¤ndlichkeit, aber die Kids von heute kÃ¶nnen sich sowas gar nicht vorstellen. Da gibt es z.B. auch Fanfictions zu HP, in denen Harry gleich mit MP3-Player und Laptop nach Hogwarts geht, weil er ja raus hat, wie man das Problem mit Elektronik und Magie umgeht. Wenn jemand die Autoren darauf hinweist, daÃŸ es 1991 weder das eine noch das andere gab, werden sie giftig. Offensichtlich kÃ¶nnen sie ihre Story ohne das alles nicht handhaben, weil sie sich eine Welt ohne all das eben auch nicht vorstellen kÃ¶nnen.

Das mit selbstÃ¤ndig entscheiden bekomme ich ja nicht so mit, aber es ist schon ziemlich erbÃ¤rmlich. Bei FreizeitaktivitÃ¤ten in der Gruppe ist das ja noch ok, aber was, wenn es spÃ¤ter um wichtige Dinge wie Berufswahl geht? Die mÃ¼ssen definitiv noch viel lernen, sonst fallen sie grÃ¼ndlich auf die Nase.

Soviel ich weiÃŸ, war Hassenkamp selbst SchÃ¼ler in der Internatsschule Salem/WÃ¼rttemberg, das dÃ¼rfte seine Sicht auf die Serie doch stark eingefÃ¤rbt haben. Zu seinen Zeiten wurde der 'Corpsgeist' noch sehr intensiv gepflegt, glaube ich, aber heutzutage ist das natÃ¼rlich Ã¼berholt. Andererseits kann man das sicher auch als einen gewissen Detailblick auf das Leben Mitte des letzten Jahrhunderts ansehen. Die Sorte, die man in GeschichtsbÃ¼chern eher nicht oder nur sehr rudimentÃ¤r findet. Vielleicht kannst Du es L&M auf die Art und Weise verkaufen?

Soso, Harry hat "gleich raus", wie er das Problem mit Elektronik und Magie umgehen kann.
Der gleiche Harry, der MÃ¼he hat in den ersten zwei Hogwartsjahren Ã¼berhaupt dem Stoff zu folgen und sich auch in der Zeit danach nicht gerade als bester SchÃ¼ler hervortut?
Klare Sache.

Wenn Hassencamp selber auf einem Internat war, erklÃ¤rt das einiges.
Einserseits hat er profundes Wissen, andererseits hat er auch eine Vorstellung, wie es hÃ¤tte noch besser sein kÃ¶nnen.
Mir fallen manche Sachen auch erst als Erwachsener so richtig auf - wenn an jeder Ecke das "freie Schulsystem" und die "Lehrer als Teil der Burggemeinschaft" betont werden.
Vielleicht wog das frÃ¼her auch schwerer, als Lehrer im Allgemeinen noch einen deutlich grÃ¶ÃŸeren Abstand von ihren ZÃ¶glingen hatten als heute.

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Ja klar, und das schon, bevor er Ã¼berhaupt von dem Problem weiÃŸ ;) Macht hÃ¶chstens Sinn, wenn es eine Redo-Story ist, also Zeitreise - aber in den meisten FÃ¤llen sind diese Sorte Stories sowieso ganz schnell unleserlich. Die NaivitÃ¤t in Sachen Elektronik erstreckt sich nÃ¤mlich dann meistens auch auf Plotbildung, Grammatik und Rechtschreibung.

Das mag auch daran liegen, daÃŸ wir in dem Alter, in dem wir Schreckenstein gelesen haben, selber noch sehr viel nÃ¤her an diesen Zeiten waren. Die Welt hat sich sehr verÃ¤ndert, seit ich zur Schule ging, und Ansichten haben sich ebenso verÃ¤ndert.

Da ich keine Kinder habe, ist es schwer zu sagen, wie sehr sich das VerhÃ¤ltnis geÃ¤ndert hat. Bei uns war jedenfalls schon eine gewisse Distanz da, selbst wenn wir mit den Lehrern gut auskamen und sie uns bis zur 8. oder 9. Klasse duzen durften. Ich erinnere mich noch an die Abstimmung bei einer Lehrerin, die wir seit Jahren hatten, ob sie weiter Du sagen soll oder Sie. WÃ¤re heute vielleicht in der Form nicht mehr so.

Mit dem Duzen und Siezen hat sich sowiso viel getan.
TC ist jetzt in der Oberstufe und sie findet es ziemlich befremdlich, gesiezt zu werden, es ist ihr auch gar nicht wichtig.
Ãœbrigens gab es auch dort die Diskussion und mit vielen Lehrer hat man sich aufs "Du" geeinigt.
Nun sind wir aber auch dicht an DÃ¤nemark.
Die einzige, die in DÃ¤nemark gesiezt wird, ist die KÃ¶nigin, alle anderen sind "Du".
Das fÃ¤rbt natÃ¼rlich auf uns SÃ¼ddÃ¤nen ab und man ist z.T. recht fix beim "Du".

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Stimmt, bei meiner Mutter war es noch eher selten, daÃŸ man sich auf der Arbeit duzte, das machte sie nur mit einigen ganz ausgewÃ¤hlten Kollegen, mit denen sie auch noch 15 Jahre nach dem Ruhestand in Kontakt ist. WÃ¤hrend ich bis auf ein paar Ã¤ltere hÃ¶herstehende Kollegen und die Dienststellenleitung alle duze - inclusive stellv. Dienststellenleitung. Da hat sich wirklich viel geÃ¤ndert. Auch mit neuen Kollegen - das JunggemÃ¼se wird nicht mehr aus Respekt gesiezt, sondern oft sehr schnell geduzt und darf natÃ¼rlich auch uns duzen, als Zeichen, daÃŸ sie auch dazugehÃ¶ren.

Lustig ist das nur bei Sitzungen etc., wenn man mit einem Teil per Sie und mit dem anderne per Du ist - wie adressiert man dann die ganze Gruppe?

In einer Jugendgruppe haben wir manchmal das "BÃ¼rgermeister-Spiel" gespielt.
Der BÃ¼rgermeister wurde von allen gesiezt und hat alle geduzt.
Die StadtrÃ¤te haben sich und alle anderen geduzt, nur nicht den BÃ¼rgermeister.
Die BÃ¼rger (BÃ¼rger 1, BÃ¼rger 2, BÃ¼rger 3... StadtrÃ¤te ebenso) haben sich geduzt und alle anderen gesiezt.

BÃ¼rgermeister: "Neulich ging ich durch die StraÃŸen meiner Stadt und traf den 1. BÃ¼rger."
1. BÃ¼rger: "Wen, mich?"
BÃ¼rgermeister: "Ja, dich!"
1. BÃ¼rger: "Nein, nicht mich. Sie trafen den 3. Stadtrat."
3. Stadtrat: "Wen, mich?"
1. BÃ¼rger: "Ja, Sie!"
3. Stadtrat: "Nein nicht mich, Du (weil er den BÃ¼rger anspricht) trafst den 2. Stadtrat."
2. Stadtrat.....

Wer einen Fehler macht, wird "Gully", alle rÃ¼cken auf:
Der zweite Stadtrat hat einen Fehler gemacht und ist nun der Gully;
der dritte S. ist nun der zweite, der vierte S. wird zum 3. und der 1. BÃ¼rger ist plÃ¶tzlich 4. Stadtrat geworden und muss dementsprechend umdenken.
Der alte Gully ist nun 4. BÃ¼rger (bzw. der letzte in der Reihe).
So versucht man sich hochzuarbeiten, darf sich halt beim Duzen und Siezen nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Das versucht der Gully, der Ã¼berall dazwischenreden darf, der falsch vorsagt, wenn jemand stockt und eigentlich mÃ¶glichst wieder BÃ¼rger werden mÃ¶chte.

Das Durcheinander bei Sitzungen, wo es mal Du und mal Sie geht, nenne ich daher insgeheim immer "Das BÃ¼rgermeister-Spiel".

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Von dem Spiel habe ich noch nie gehÃ¶rt, klingt aber nach einer Herausforderung.

Es steht und fÃ¤llt (wie so oft) mit den Mitspielern.
Wir haben schon wirklich lustige Runde gehabt und in anderer Zusammensetzung sprang der Funke nicht Ã¼ber.

Sind wirklich alle gut und keiner verspricht sich, wird es schnell langweilig, wenn Ã¶fters mal gewechselt wird, ist mehr Bewegung im Spiel und es ist eine kurzweilige Sache.