Der Hobbit

Ja da schau her - heute morgen habe ich mir auch den englischen Hobbit genommen und bei Beorn nachgesehen. Das war halt die Stelle, bei der ich sicher wusste, dass es dort stand und fand ebenso "wagging".

Um die anderen Stellen zu finden, mÃ¼sste ich wahrscheinlich den deutschen Hobbit noch einmal lesen, denn das kam immer ganz beilÃ¤ufig.
Es ist mir jedes Mal aufgefallen, aber ich habe es mir nicht explizit gemerkt.

Vielleicht vertagen wir die wackelnden BÃ¤rte etwas.
Mir kommen die auch immer ein wenig seltsam vor, weil ich echt nicht weiÃŸ, wie man seinen Bart wackeln lassen soll.

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9673 Wohnort: bei Mrs. Figg

Indem man das Kinn wackeln lÃ¤ÃŸt? O:-)

Meinetwegen muÃŸt du das nicht nochmal suchen, wenn es zu aufwendig ist - ich hatte irgendwie den Eindruck, daÃŸ du das gerade liest - aber ich kann es gerne nachschlagen, wenn du es brauchst. Habe ja nur 4 Hobbit-Ausgaben - deutsche Scherf-Ãœbersetzung, dann auf englisch erst eine einfache Taschenbuchausgabe, spÃ¤ter ein Hardcover mit Tolkiens eigenen Bildern, und mittlerweile hat mir eine Freundin noch eine Ausgabe mit Illustrationen von Jemima Catlin geschenkt. An Quellen mangelt es also nicht.

Heute habe ich eine HdR-Gesamtausgabe katalogisiert, erfreulicherweise wieder die Carroux-Ãœbersetzung, die hÃ¤tte mich im Englischen auch schon gereizt, mit den Bildern von Alan Lee. Andererseits habe ich eigentlich so gar keine Ausrede, mir noch eine Ausgabe zu kaufen, ich habe eh schon viel zu viel Tolkien-Literatur herumstehen und diesen einen deutsch und englisch.

Habe jetzt drei oder vier Stellen gefunden (sitze jetzt bei der Arbeit und kann natÃ¼rlich nicht im Hobbit rumblÃ¤ttern, aber gestern habe ich nochmal quergelesen).
From the Pan Into the Fire (??) auf dem Weg zur Lichtung, wo sie auf die BÃ¤ume flÃ¼chten, als die Wargen kommen, ist es so dunkel, dass Bilbo kaum noch den Bart von Thorin neben sich wacklen sieht.
Beard und Wagging steht im Original im direkten Zusammenhang.
Beorn sagt: Stop wagging - die Bedeutung kann ausgelegt werden, Herr Krege hat es auf die BÃ¤rte bezogen.
In Beorns Halle sitzen die Zwerge spÃ¤ter und hÃ¶ren Beorn zu, shaking their beards. Ich hÃ¤tte es als "schÃ¼tteln die KÃ¶pfe/wiegen ihre KÃ¶pfe (besorgt)" denn sie hÃ¶ren Beorn zu, wie er Ã¼ber die Gefahren und MÃ¶glichkeiten in Hinsicht auf Mirkwood, Orcs und sonstigen Gefahren spricht.
Dann haben wir den Moment wo die Zwerge und Bilbe darauf warten, dass die Herbstsonne des Durintages auf das SchlÃ¼sselloch fÃ¤llt.
Hier habe ich die Formulierung im Englischen nicht mehr im Kopf. Aber auch da steht, meine ich "wagging". Kann ich heute Abend noch einmal gucken.

Dananch habe ich aufgehÃ¶rt zu gucken, denn ab da ist keine Zeit mehr, die BÃ¤rte wackeln zu lassen.

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9673 Wohnort: bei Mrs. Figg

Hey, das ist interessant.

Frying pan:
englisch "when it was so dark that he could only just see Thorin's beard wagging beside him" ;
deutsch Scherf "als es so dunkel geworden war, daÃŸ er gerade noch Thorins Bart neben sich fliegen sah"

Beorn:
" ... they did their best to be frightfully polite, and kept on nodding and bending and bowing and waving their hoods before their knees (in proper dwarf-fashion), till he stopped frowning and burst into a chuckling laugh: they looked so comical.
"Troop, was right," he said. "A fine comic one. Come in my merry men, and what are your names? I don't want your service just now, only your names, and then sit down and stop wagging!"

"... sie taten wirklich ihr Bestes, furchtbar nett und hÃ¶flich zu sein. UnaufhÃ¶rlich nickten sie, bÃ¼ckten, verbeugten sich und schwenkten ihre Kapuzen vor den Knien (in typischer Zwergenmanier), bis er aufhÃ¶rte, sie finster anzublicken und in ein gewaltiges GelÃ¤chter ausbrach. Sie sahen zu komisch aus.
"Truppe, ja, das stimmt", sagte er. Eine komische Truppe. Kommt herein, ihr lustigen Kerle, und wie heiÃŸt ihr? Ich brauche eure Dienste nicht, ich brauche jetzt nur eure Namen. Und dann setzt euch und hÃ¶rt mit der Wackelei auf."

SpÃ¤ter bei Beorn:
The dwarves listened and shook their beards
Die Zwerge lauschten und schÃ¼ttelten ihre BÃ¤rte

Durin's door:
the Hobbit standing by the grey stone, and the dwarves with wagging beards watching impatiently.
Der Hobbit stand beim grauen Stein. Ungeduldig und mit zitternden BÃ¤rten beobachteten die Zwerge.

Also beim ersten, dritten und vierten Fall wÃ¼rde ich auch sagen, das "wagging" bezieht sich auf die BÃ¤rte; beim zweiten jedoch eher auf das stÃ¤ndige Verbeugen. Auch wenn das letzte Beispiel im Deutschen fÃ¼r mich mehr impliziert, daÃŸ die Zwerge sowieso vor Aufregung und Spannung zitterten und sich das mehr in den BÃ¤rten manifestierte. Aber das ist Auslegungssache.

Irgendwie ist mir das nie aufgefallen, aber ich gebe zu, daÃŸ ich den Hobbit schon sehr lange nicht mehr gelesen habe und damals mehr auf die Handlung als auf die Sprache konzentriert war.

Vielen Dank, das war sehr ausfÃ¼hrlich.

Sehe es so wie Du, das "wagging" bezieht sich bei 1, 3 und 4 auf die BÃ¤rte.
Wobei "wackeln" doch eher an Disneys Zwerge erinnert, als an eine Schar Zwergenkrieger, die einem Drachen die Stirne bieten wollen.

Vielleicht hÃ¤tte ich bei 1) mit "wippen" Ã¼bersetzt oder einfach "konnte selbst Thorins Bart kaum noch sehen".
2) "HÃ¶rt auf, euch (stÃ¤ndig) zu verbeugen"
3) "Die Zwerge hÃ¶rten zu und schÃ¼ttelten ihre BÃ¤rte mitsamt der KÃ¶pfe"
Das ist etwas frei, trifft aber den Sinn, finde ich.
4) Hier bin ich zu 100% bei Scherf. Das hÃ¤tte ich genau so Ã¼bersetzt.
Weil sich die ganze Spannung ja irgendwie manifestieren und ausdrÃ¼cken muss.

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9673 Wohnort: bei Mrs. Figg

1) Wippen wÃ¤re allerdings auch eine sehr passende Ãœbersetzung; bei derart langen BÃ¤rten dÃ¼rfte ein gewisses Wippen bei jeder Bewegung fast unausweichlich sein. Wackeln mag zwar die offizielle Ãœbersetzung sein, aber klingt im Kontext in vielen FÃ¤llen ein biÃŸchen albern.

Bei 2) wÃ¤re deine Version genauer gewesen, aber zweifellos auch ein biÃŸchen zu direkt, so wie da um den heiÃŸen Brei herumgeredet wird ;-) Aber ja, das ist der eine Fall, wo von BÃ¤rten keine Rede ist und die Katzbuckelei gemeint ist. All das auf- und abwippen muÃŸ wirklich komisch ausgesehen haben!

3) Oder "Das KopfschÃ¼tteln der Zwerge lieÃŸ ihre BÃ¤rte noch heftiger wackeln/wippen" oder so etwas in der Richtung.

4) Yep. Die Wortwahl fand ich da in der Ãœbersetzung passend, wenn man bedenkt, welche Spannung sich da aufbaut. TatsÃ¤chlich fÃ¼hlt sich da die deutsche Ãœbersetzung besser an als das englische Original. Da wÃ¤re 'shaking' or 'vibrating' vielleicht doch die passendere Wortwahl gewesen. Aber natÃ¼rlich ist das Original auch schon fast 90 Jahre alt, wer weiÃŸ, wie sich da die Sprache mittlerweile verÃ¤ndert hat.

Vielleicht interpretieren wir in 4) auch zuviel hinein.
Immerhin ist es ja auch noch immer ein Kinderbuch, bzw. hat noch viel "kindliches" an sich.

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9673 Wohnort: bei Mrs. Figg

Das auÃŸerdem, ja. Aber wir Vielleser sind halt ein biÃŸchen pingelig, was die passende Wortwahl betrifft ;)

Das stimmt. Ein treffendes Wort, ein gut gefÃ¼hrter Satz, ein solider Spannungsbogen - alles Dinge, die wir zu schÃ¤tzen wissen.

Ich habe einige Zum-Abitur-und-Abschied-schreiben-wir-uns-lustige-Texte-Ã¼bereinander---in-denen-wir-mehr-oder-wenige-kryptische-Andeutungen-zu-lustigen-Erlebnissen-mit SchÃ¼lern-in-acht-Jahren-Schulzeit-machem
korrigiert. Es strÃ¤ubten sich mir die Haare, was da von Abiturienten fÃ¼r ein Kauderwelsch verfasst wurde.
Es ging nur darum, die grÃ¶bsten Fehler in Rechtschreibung und Grammatik auszubÃ¼geln. Eigentlich hÃ¤tte die HÃ¤fte der Texte neu geschrieben werden mÃ¼ssen...
In der Schule wird nicht die Liebe zur eigenen Sprache vermittelt.
Das ist sehr schade.

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9673 Wohnort: bei Mrs. Figg

Oh je ... das ist frustrierend.

Selbst hatte ich in den letzten Jahren auch zunehmend den Eindruck, daÃŸ Rechtschreibung und Grammatik zunehmend den Bach runtergehen. Selbst die Zeitung zeichnet sich durch hÃ¤ufige Fehler aus, z.B. die Mischung zweier verschiedener Arten, etwas auszudrÃ¼cken. So Ã la "zwei MÃ¤nner stritten sich in die Haare". Sollte man eigentlich merken, wenn man da wenigstens einmal richtig drÃ¼berliest.

Bei SchÃ¼lern scheint es allerdings ein weitverbreitetes Problem zu sein. Klagen darÃ¼ber, daÃŸ die ihre eigene Muttersprache nicht mehr kÃ¶nnen, hÃ¶re ich von den Niederlanden bis nach Australien.