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Kitty
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BeitragVerfasst am: So 29 Sep, 2019 21:51 Antworten mit ZitatNach oben

Ach ja, Star Wars ... die Originaltrilogie habe ich gelesen, und dann eine Weile noch die neu erscheinenden Titel, aber ausser der Trilogie von Timothy Zahn (Erben des Imperiums / Die dunkle Seite der Macht / Das letzte Kommando) hat mir davon dann keiner wirklich gefallen und ich ziemlich schnell wieder das Interesse verloren. Lang isses her.

Mit Marvel konnte ich ehrlich gesagt noch nie sehr viel anfangen, irgendwie ist das nicht mein Typ Comic. Da bin ich immer noch altmodisch und mag mehr die guten alten Funnies etc. der franco-belgischen Schule.

Inzwischen habe ich Catherine Simon versucht, auch ganz nett zu lesen. Es macht auch irgendwie Spass, Krimis zu lesen, die in Gegenden spielen, wo ich selber im Urlaub schon mal war. St. Michael's Mount u.a. in Schottland, oder in Frankreich Concarneau oder Deauville. Es bringt einfach Erinnerungen zurueck. Natuerlich sind nicht alle besonders gut, aber oft sind sie ganz gut wegzulesen.

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BeitragVerfasst am: Do 02 Sep, 2021 14:19 Antworten mit ZitatNach oben

Meine Mutter hat mir "Wer die Lerche stört" in die Hand gedrückt.
Eine Südstaatengeschichte von etwa 1960.

Mal sehen, ob mir das zusagt.

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Karl Kraus
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Kitty
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BeitragVerfasst am: Fr 10 Sep, 2021 15:35 Antworten mit ZitatNach oben

Der Titel sagt mir jetzt nichts, ich kenne nur "Wer die Nachtigall stört" (und das habe ich auch noch nicht gelesen). Und, wie war das Buch? Hattest du schon Zeit dafür?

Zuletzt habe ich mich ja wieder durch die Neuerscheinungen diverser Krimiserien gelesen, u.a. Jean-Luc Bannalec, Sophie Bonnet und Pierre Martin. Aber auch mal eine deutsche Neuausgabe einer Autorin, von der ich seinerzeit mit der guten alten DuMont Kriminalbibliothek ein paar Titel in die Hände bekommen hatte: Josephine Tey. Ein wenig betulicher als die heutigen Titel, aber wahrscheinlich mag ich manche älteren Krimis genau deswegen.

Zwischendurch darf es dann auch mal wieder etwas wissenschaftliches sein, wie z.B. ein neues Buch über den aktuellen Stand der Neandertalerforschung oder über die Himmelsscheibe von Nebra. Vor einiger Zeit hatte ich auch mal etwas über Forensik in der Archäologie, das war interessant.

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BeitragVerfasst am: Mo 20 Sep, 2021 16:34 Antworten mit ZitatNach oben

Natürlich war es die Nachtigall, die nicht gestört werden sollte.
Aber ich bin nicht mehr dazu gekommen, meinen Post zu berichtigen.

Das Buch liest sich sehr flüssig. Es ist halt eine Südstaatengeschichte.
Es geht immer um schwarze und weiße, um Fleißige und um Taugenichtse.
Der Boden wird zu rotem Schlamm und einen Winter gibt es eigentlich gar nicht. Irgendetwas brennt und es gibt nachmittags Kuchen.
Die Haushälterinnen sind alle schwarz, eigentlich herzensgut, aber auch stahlhart in Erziehungsfragen.

"Grüne Tomaten" ist sicher vom Datum her jünger, aber es scheint, als sei die Geschichte sehr ähnlich. Beide haben einen liebevollen Blick aufs Leben und einen versöhnlichen Schluss. Leider stirbt der unschuldige Farbige in der "Nachtigall", in "grüne Tomaten" kommt er frei.

Archäologische Forensik hört sich gut an. Manchmal lese ich dazu etwas auf spektrum.de Da gibt es viele spannende Sachen, wie Licht ins Dunkel der Vergangenheit gebracht wird und dass es ehedem nicht weniger schwierig war, aber auch heute nicht weniger rückständig.

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BeitragVerfasst am: Mo 20 Sep, 2021 22:16 Antworten mit ZitatNach oben

Wahrscheinlich ist es gerade deswegen im Moment wieder so populär, nach der Trump-Präsidentschaft und mit dem durch ihn salonfähig gemachten Rassismus.

Das Buch war wirklich sehr interessant. Es ist schon generell faszinierend, wie viele Wissenschaften heutzutage bei Ausgrabungen zum Einsatz kommen, und in diesem Buch wurde die Forensik anhand von konkreten Beispielen erläutert, das fand ich sehr spannend.

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BeitragVerfasst am: Mi 20 Apr, 2022 13:39 Antworten mit ZitatNach oben

Anfang des Jahres habe ich ein recht altes Buch gelesen:
Wir leben seit 5 Sekunden.
Das ist ein Jugendbuch von 1958 - heute würde "KOSMOS" dergleichen verlegen. Es geht um Naturwissenschaft und Wissenschaft, Medizin, Abenteuer und Technik.
So wird beschrieben, wie eine zuverlässig vorhergesagte Sonnenfinsternis eine Schlacht in der Antike entscheidet, man erlebt mit, wie die Erstbesteigung des Mt. Everest scheitert, wie ein Schiffsjunge den Ausbruch des Krakatau überlebt und ein Mediziner seinen Nobelpreis für ein riskantes Experiment erhält.
Diese Geschichten sind recht frei erzählt und sind oftmals eher im Kern war, als im Wortlaut. Zudem ist die handelnde und schaffende Welt weiß und männlich. Frau Doktor Curie ist die einzige tatsächlich erwähnte Frau in der Riege der vielen Helden.

Vieles, was dort zu lesen ist, war und ist mir nicht neu, schließlich ist das alles schon seit fast 70 Jahren bekannt (oder länger). Aber aus jeder Seite ruft es einem entgegen: Der Fortschritt ist gut, die Wissenschaft bringt eine bessere Zukunft, Friede wird die Welt regieren, alle Menschen werden Brüder.
Wir wissen heute, dass es nicht so ist.
Auch der großartige Plan, an den Zuflüssen des Aral-Sees Baumwolle anzubauen, hatte schlimme Folgen. Dem Assuan-Staudamm, werden zwar einige Kunstschätze geopfert, aber das ist nur zum Wohle der Menschheit.
Auch hier gab es Folgen, die schlimm waren.
Sogar der Plan von Atlantropa wurde noch als gut und durchdenkenswert angesehen. Ganz zu schweigen vom Segen der Atomkraft, die uns allen eine gesunde und sichere Zukunft versprach.

Schade, dass wir im Rückblick auf vieles nur mit einem bitteren Lächeln sehen können und feststellen müssen, dass der aufgeklärte Mensch viel weniger versteht, als er glaubt.
Daher bin ich mir sicher, dass wir auch heute noch nicht viel weiter sind.

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BeitragVerfasst am: Fr 20 Mai, 2022 15:32 Antworten mit ZitatNach oben

Habe eine alte Ausgabe (1960) des "Glasperlenspiels" von Hermann Hesse geliehen bekommen.
Ganz unvoreingenommen habe ich angefangen und habe vorab nichts dazu gelesen, um wirklich mal das Buch auf mich wirken zu lassen.
Es ist grauenhaft.
Dieses "Glasperlenspiel" bleibt bis (mindstens) Seite 250 eine nebulöse Umschreibung. Es gibt nichts konkretes und man muss sich mit Andeutungen und Schattenbildern zufrieden geben.
Wer den "Steppenwolf" gelesen hat, musste sich sich dort durch "das Traktat vom Steppenwolf" quälen. In dieser Art ist das ganz Buch geschrieben. Die äußere Handlung ist quasi nicht vorhanden (bin jetzt auf Seite 250 von 650), bzw. nur sehr sparsam, dafür viel, viel innerne Betrachtung vom Protagonisten.
Vielleicht hat sich Hesse von Manns "Zauberberg" inspirieren lassen.
Mann wollte die Geschicht von Hans Castorp "gründlich" erzählen. Dabei war er aber tatsächlich hintergründig und teilweise humorvoll.
Hesse schwallert sich von Weisheit zu Weisheit und der Protagonist Josef Knecht wird eher von außen getrieben, als von innen geführt. Ist selber völlig ambitionslos und dennoch gelingt ihm eine Großtat nach der anderen.
Dabei wirkt alles sehr blutleer und spannungsarm.
Immer wieder geht es um das "Höhere", ums "Geistige", um eine Elite, die Bildung und Politik reinhält. Sieht man sich heute um, in einer Welt, in der Abiturienten es nicht schaffen, grammatisch richtige Texte zu schreiben, wirkt das wie Hohn.
Mehr noch, es scheint, als hätten sämtliche Verschwörungstheoretiker darin gelesen und ihre Idee der Elite, die im Hintergrund die Fäden zieht, aus diesem Buch abgeleitet.

Zu guter Letzt: Es hat sich mir noch nicht erschlossen, was Hesse mit diesem Buch aussagen wollte. Was für einen Menschentyp schwebt ihm denn vor, der die Geschicke der Menschen leiten soll?
Josef Knecht ist eine klassische Mary Sue. Egal, was er anpackt, alles funktiniert, er schwebt immer etwas über allem, hat Weitsicht, ist klug, bedächtig, macht immer das richtige und nutzt Gelegenheiten, ohne es zu merken.
Bis letztes Wochenende habe ich mich dem Buch rumgeägert und bin nicht zum Schluss gekommen. Nach der Hälfte gab es immerhin ein bisschen Handlung, es kam fast so etwas wie Dynamik auf.
Aber alles ist so grottenlangweilig.
Klar, Hesse kann toll schreiben, aber fesselnd ist das alles nicht.
Weder die Lebensbeschreibung (Teil 1), noch die Gedichte (Teil 2 - von denen kennt man immerhin einige, "Lebensstufen" ist so eines) und auch die (im Zuge von Knechts Studienzeit geschriebenen) "Biografien" (Teil 3, als "Hausarbeit" beschrieben, oder auch Charakterstudie, nenne es, wie Du möchtest). Es ist wirklich kein Vergnügen und wer auch immer das im Deutschuntericht lesen musste, tut mir aufrichtig leid.

Dafür habe ich Mark-Uwe Klings "Känguru-Comics" gelesen. Die waren zumindest überwiegend witzig. Da die in einem starken Bezug zum Zeitgeschehen stehen (Corona, Lockdown, Bundestagswahl), sind die in einigen Jahren nur noch denen zugänglich, die um die Umstände wissen.
Aber jetzt war es ein (immerhin kleiner) Spaß, die zu lesen.

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BeitragVerfasst am: Fr 02 Sep, 2022 14:21 Antworten mit ZitatNach oben

Zu guter Letzt habe ich das Buch abgebrochen - nicht einmal ein schlechtes Gewissen habe ich dabei.

Dafür habe ich im Urlaub "Das Foucaultsche Pendel" von Umberto Eco wieder gelesen. Auch eines dieser Bücher, die einige für unlesbar halten .
Eco macht es einem nicht leicht, denn die ersten Seiten sind mit den abartigsten Fremdwörten aus Alchemie und Mystik gespickt.
Ist man da durch, liest es sich ganz flüssig.
Hier ist wieder zu sehen, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist. Mich zieht das Buch immer wieder in seinen Bann, ich finde es sogar halbwegs spannend, auch wenn der Bogen wirklich weit gespannt ist.
Nur das Ende lässt etwas nach, irgendwie musste Eco das Buch zu einem Schluss bringen. So liest es sich auch und für die letzten 100 Seiten habe ich fast so lange gebraucht, wie für die 700 zuvor. Was sicher auch daran liegt, dass mein Urlaub zuende war und die Lesezeit arg zusammengeschmolzen ist.

Dafür lese ich jetzt (und das ist wirklich leichte Lektüre gegenüber Pendel und Glasperlenspiel): Zusammen ist man weniger allein.
Auch hier kann ich das nicht erklären, aber das Buch, die Geschichte, bringen in mir eine Saite zu schwingen, dass ich es am liebesten in einem Rutsch lesen würde.
Nur was danach kommt, weiß ich nicht nicht. Vielleicht die neue Grundsteuer-Geschichte mit Sekundärliteratur und interaktivem Mitmach-Spiel auf der Elster-Seite im Internet.

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BeitragVerfasst am: So 16 Okt, 2022 21:18 Antworten mit ZitatNach oben

Hm, Wissenschaft wurde wohl häufig früher mehr in erzählender Weise vermittelt, das muß nicht notwendigerweise negativ sein. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, wie angestaubt oder in manchen Fällen überholt vieles davon heute ist, bzw. wie daneben die Vorhersagen lagen. Neues ist halt immer aufregend, spannend und man erwartet sehr viel davon, und diese Erwartungen können dann nicht eingehalten werden. Wunderst du dich auch manchmal, wie man über unsere Zeit in 100 oder mehr Jahren denken wird?

Was Hesse angeht, du gibst mir wirklich keinen Grund, endlich mal die Klassiker anzupacken. Manchmal denke ich, ich sollte mich da wirklich mal dahinterklemmen, aber letztendlich habe ich dann doch wieder keine Lust darauf, und deine Buchrezensionen bestätigen dann doch wieder, daß es genug besseres zu lesen gibt.

Ach ja, das Pendel ... das steht bei mir immer noch im Regal und wartet! Hab ich mal angefangen, konnte aber wegen Besuch nicht in Ruhe lesen, mußte es dann wegen Vormerkungen wieder abgeben, habe es dann später aus der Abschreibung gefischt, und irgendwie komme ich nicht dazu, diese endlich zu lesen. Muß ich auch noch irgendwann mal nachholen!

Momentan mag ich die Lady Hardcastle-Serie von T. E. Kinsey ganz gerne. Zwar keine weltbewegende Qualität, aber die Dialoge zwischen der Detektivin und ihrer Zofe sind oft ganz amüsant, und die Zofe ist so unkonventionell wie nur was. Insofern eine leichte, aber angenehme Lektüre. Als nächstes habe ich wieder etwas Wissenschaftliches über die Himmelsscheibe und dergleichen; ich finde es faszinierend, wie so ein einzelner Fund zur Entdeckung einer völlig neuen Kultur geführt hat. Das vorletzte Buch war auch ein breites Spektrum an Themen dazu, wie Materialien uns etwas über die Handelsbeziehungen mit anderen Kulturen erzählen und so. Und vorhin habe ich den neuen Jean Jacques Laurent zu Ende gelesen. Deutscher, der Elsass-Krimis schreibt. Da ich die Serie kenne, mußte ich natürlich den neuen Band noch lesen.

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BeitragVerfasst am: So 05 Feb, 2023 10:02 Antworten mit ZitatNach oben

Nun habe ich mich doch endlich mal einem Klassiker zugewendet, der schon lange auf meiner Leseliste stand und zu dem ich nur nie gekommen war: Georges Simenons Maigret-Romane. Die haben wir noch alle, sie sind schön dünn und lassen sich schnell weglesen, oft an einem Abend.

Nach den ersten 10 Bänden kann ich sagen, daß sie die gesellschaftliche bzw. soziale Situation der damaligen Zeit recht deutlich beleuchten und der Ermittler das auch durchaus sieht und schon mal den Täter laufen läßt. Von der Schreibweise her ist die Ermittlungsmethode ein wenig seltsam für meine - oder heutige? - Begriffe mit der Art, wie Maigret seine Verdächtigen auf Schritt und Tritt ganz offen verfolgt, sich zu ihnen setzt etc. Es stört auch manchmal, daß bei der Auflösung Dinge erwähnt werden, von denen wir keinen blassen Schimmer haben, wo sie überhaupt herkommen, da wir nicht erfahren, wann und wie Maigret das überhaupt herausgefunden hat. Ein bißchen gewöhnungsbedürftig.

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BeitragVerfasst am: Di 21 März, 2023 13:20 Antworten mit ZitatNach oben

Das hört sich spannend an. Zum einen als Blick in die Vergangenheit, zum anderen wo die Details herkommen.
Kann es sein, dass es da soziale Zwänge/Wissen über die Gesellschaft oder ähnliches ist, dass Maigret in die Hände spielt?
Sherlock Holmes war in der Hinsicht immer sehr eitel und hörte sich gerne dabei zu, wie er jedes Detail vor allen anderen erkannt hat.

Irgendwie muss oder sollte es bei Maigret aber auch schlüssig sein, denn er ist ja ein legendärer Ermittler, an den sich immer wieder angelehnt wird.

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BeitragVerfasst am: Di 21 März, 2023 20:09 Antworten mit ZitatNach oben

Nee, soziale Zwänge würde ich das nicht nennen, sondern mehr Mitleid mit den Übeltätern. Gerade hatte ich einen Band, da hat z.B. ein Vater den Liebhaber seiner Tochter umgebracht. Nur: besagtes Töchterchen war schwanger von einem anderen Mann und hatte nur ein paarmal mit dem Mordopfer geschlafen, um dem die Schuld in die Schuhe zu schieben, und das so mit ihrem eigentlichen Liebhaber ausgeheckt. So, wer ist da eigentlich der größere Schuldige? Der Täter oder der Verursacher?

Es ist halt so, daß Maigret dauernd mit irgend welchen Kollegen etc. telefoniert und man aber nicht erfährt, was genau die ihm sagen. Diese unbekannten Fakten kommen dann oft erst bei der Auflösung zur Sprache, was ich irritierend finde. Jedenfalls nicht unbedingt was zum Mitraten.

Also ich würde ja sagen, Maigret ist nicht mal ansatzweise so schlimm wie Sherlock Holmes und Hercule Poirot.

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BeitragVerfasst am: Mi 22 März, 2023 10:40 Antworten mit ZitatNach oben

Poirot war, glaube ich, noch eitler, als der gute Holmes.
Holmes ist ja eher etwas überheblich.

Bei Maigret wird so, wie es scheint, die Spannung bis zum Ende gehalten, aber dann wohl etwas unbefriedigend aufgelöst.
Hmm, aber auch das Genere der Detektivromane musste sich erst entwickeln.

Als Gute-Nacht-Lektüre habe ich mir mal den ersten Band von Pumukel zur Hand genommen.
Die Geschichte an sich ist ja von 1965, die Verfilmung mit Gustl Dingsdadammer (müsste jetzt Wikipedia befragen) und Hans Klarin war aus den 80ern.
Wie sehr hat sich die Welt seitdem verändert.
Eine kleine Hinterhofschreinerei, wo der alte Meister noch ein wenig Kleinkram schreinert. Eine Kneipe am Ende der Straße, wo sich die Handwerksmeister zum Feierabendbier treffen und/oder Abendbrot essen.
Andere Zeiten, vielleicht sogar etwas besser gewesen, als heute.

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BeitragVerfasst am: Mi 22 März, 2023 20:43 Antworten mit ZitatNach oben

Oh, absolut, Holmes war vielleicht überheblich, aber nicht so aufreizend eitel und selbstgerecht. Letztes Jahr oder so habe ich die neuen Poirot-Romane von Sophie Hannah gelesen und mich echt gefragt, ob sie ihn noch schlimmer gemacht hat als Christie oder ob er schon immer so war und es mir früher nur nicht so auffiel. Andererseits habe ich einen Band mit Poirot-Kurzgeschichten, und da ging er mir zuletzt auch tierisch auf den Wecker.

Die Maigret-Romane sind allerdings schon ziemlich alt, tatsächlich ist der erste wohl 1930 erschienen, wenn ich das richtig im Kopf habe. Es erscheint mir allerdings nicht nur die Zeit zu sein, sondern halt Simenons Schreibstil. Christies erstes Buch erschien 1920 und Sayers 1923 - letztere ist da immer noch meine Favoritin.

Gustl Bayrhammer und Hans Clarin - das weiß sogar ich Fernsehmuffel noch :-) In der Hinsicht merkt man schon das Alter der Bücher, so wie bei so vielen anderen alten Büchern. Aber da ich der gleiche Jahrgang bin wie Pumuckl und diese Welt noch recht vertraut ist, habe ich damit keine Probleme. Ist wohl ein wenig wie mit dem Urmel, obwohl das bei uns trotz des Alters immer noch weiter nachgekauft wird.

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BeitragVerfasst am: Do 23 März, 2023 11:42 Antworten mit ZitatNach oben

Jetzt liegen die Ursprünge von Urmel und Pumukel in den 60ern, die Idee dazu bestimmt noch früher - ebenso wie Schreckenstein, Hanni und Nanni oder die 5 Freunde. Auch deren Autoren waren in gewisser Weise Kinder ihrer (vorher erlebten) Zeit.
Aber mir, der ich diese Bücher tatsächlich erst in den 80ern gelesene habe, war die Zeit, in der die Geschichten spielten dennoch nicht allzu ferne.
Es gab sie noch die kleinen Läden, wir hatten einen Nähmaschinen-Menschen, der eine kleine Werkstatt in der Garage hatte, der war damals schon 65+ und hat bis in die 90er weitergearbeitet.
Es gab kleine Läden in kleinen Gassen, Telefone an der Schnur und Mobiltelefone kamen nur un Star Treck vor. Allenfalls hatten die CB-Füchse ihren CB-Funk. Wir Kinder gingen zu Fuß oder fuhren mit dem Fahrrad, trafen uns nachmittags und hatten Hobbies wie Modellbau, Fußball, Sport, Garten, Pferde, Musik...
Natürlich lag Bullerbü in der Vergangenheit, genauso, wie auch Sherlock Holmes. Aber diese Vergangenheit war nicht weit weg und sie ist es auch heute noch nicht. Daher hängt meine Generation als Eltern (+10/-5 Jahre) und meine Eltern Generation (heute sind das die Großeltern) noch an den alten Büchern. Das wird sich ändern, wenn meine Kinder Eltern werden (innerhalb der nächsten 10-15 Jahre), da werden die alten Geschichten seltener gekauft, weil sich meine Enkel ein Paralleluniversum ohne Handy, E-Bikes und freiem Spiel im Wald nicht mehr vorstellen können.

Das Schicksal wird auch irgendwann unsere Detektive ereilen.
Sei es, dass deren Zeit den jungen Menschen so weit weg erscheint, wie Wilhelm Tell, Maria Stuart oder Antigone und es daher nicht mehr attraktiv ist, das zu lesen. Oder die neueren Figuren, sind dann technisch auf der Höhe der Zeit und mit Handy, Laptop oder gar implantiertem Chip unterwegs. Einen Vorgeschmack hatten wir mit der BBC-Serie Sherlock, in der Holmes einen Blog schrieb, Sachen im Netz recherchierte und sich den Wetterbericht auf dem Smartphone anzeigen lies.
Dahin wird es gehen, vielleicht langsamer als bei den Kinderbüchern, aber unaufhaltsam. Auch James Bond war immer auf der Höhe seiner Zeit.
Es bleibt aber die (oftmals) hohe Qualität, mit der Autoren geschrieben haben - Simmel hat immer genau recherchiert, wenn er von einem Bordell schrieb, dann gab es das (zu der Zeit) an genau diesem Platz (ob er es besucht hat, weiß ich aber nicht und möchte ihm auch nichts unterstellen).

So, das ist jetzt etwas off topic geworden, aber ein Gedanke gab den nächsten.

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