Gebrauchsanleitung fÃ¼r BÃ¼cher

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Harry Sax hat Folgendes geschrieben:

Schreckenstein? Ich hÃ¤tte nie geglaubt, noch jemand zu treffen, der das auch las - GieÃƒÅ¸kanne und so weiter! War damals eine nette, entspannende LektÃ¼re.

*smile*
So gehts mir auch - ich hÃ¤tte gedacht, das war nach Deiner Zeit. Bei den letzten BÃ¤nden war ich ja schon erwachsen.
Die gibt es sogar immer noch, inzwischen in einer Neuauflage, die aber verÃ¤ndert ist und die ich nicht mag. Bei mir stehen noch alle BÃ¤nde - und die bleiben auch ;-)

Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 697

Wieso werden BÃ¼cher eigentlich bei Neuauflagen so oft verÃ¤ndert? Ich meine, bei HP 3 kann mans ja verstehen ;-), aber sonst?...

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

In solchen FÃ¤llen meinen sie wohl, die Sprache "modernisieren" zu mÃ¼ssen. Die Ã¤ltesten Schreckenstein mÃ¼ssen noch aus den 70er Jahren sein. Aber mich stÃ¶rt es - manche AbsÃ¤tze kann ich heute noch auswendig, und als ich mal in einem der neuen geblÃ¤ttert habe, bin ich postwendend immer nur drÃ¼ber gestolpert: "DAS hat aber im alten Buch nicht gestanden!" - "Im alten hieÃƒÅ¸ das aber anders!" - Also kurz und gut, ich war genervt ... das waren nicht mehr "meine" BÃ¼cher.

Allerdings sind es wohl auch teilweise NeuÃ¼bersetzungen, und jeder ÃƒÅ“bersetzer drÃ¼ckt sich anders aus. Wenn zwei Leute getrennt, aber gleichzeitig das gleiche Buch Ã¼bersetzen wÃ¼rden, kÃ¤me auch nicht unbedingt das gleiche raus. Gerade bei alten BÃ¼chern ist es dann GlÃ¼ckssache, wie weit die zeitgemÃ¤ÃƒÅ¸e Sprache erhalten bleibt. Manchmal paÃƒÅ¸t eine Modernisierung vielleicht, manchmal Ã¼berhaupt nicht. Siehe Krege.

Die SchreckensteinbÃ¼cher habe ich auch verschlungen.
Und immer wieder Jim Knopf, viel von Ottfried Preussler, Enid Blyton (Insel der Abenteuer etc.) und KÃ¤stner Ã¼ber KÃ¤stner.
Und morgens war ich mÃ¼de...

Am schlimmsten war es immer wenn BÃ¼cher (oder LektÃ¼ren = AuszÃ¼ge) in der Schule gelesen wurden. Reihum wurde laut gelesen. Ich war immer drei Seiten weiter, und konnte dem Gestotter einfach nicht zuhÃ¶ren!

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Ach ja, Jim Knopf. Den habe ich auch geliebt und mir erst vor ein paar Jahren auf meine alten Tage noch angeschafft. Ist einfach zu schÃ¶n!
WuÃƒÅ¸test Du Ã¼brigens, daÃƒÅ¸ der von ca. einem Dutzend Verlage abgelehnt wurde, weil sowas ohnehin kein Mensch liest und man es somit auch nicht verÃ¶ffentlichen konnte?

Anmeldedatum: 08.10.2004 Beiträge: 63

Das ist mir auch neu. Interessant.
Aber apropos Jim Knopf, den ich auch immer noch wahnsinnig liebe: ich hatte dort ebenfalls eine alte Ausgabe von meiner Mutter. Zwar eigentlich beide BÃ¤nde, aber die Wilde 13 lieÃƒÅ¸ sich vor einigen Jahren nicht mehr wiederfinden, also habe ich mir eine neuere Auflage nachgekauft. Und dabei fiel mir auf, daÃƒÅ¸ offenbar in neueren Auflagen China in Mandala umbenannt wurde. WeiÃƒÅ¸ jemand warum? Falsch verstandene political correctness?

Das wusste ich auch nicht, dass JK so oft abgelehnt wurde.
China wurde in Mandal umbenannt? Nicht schÃ¶n, aber das ist noch si eben zu verschmerzen, obwohl da das gebrÃ¤uchliche "Kaiser von China" verloren geht.
Von Jim Knopf gibt es ein fÃ¼rchterliches Bilderbuch, wo die Handlung des ersten Bandes auf 8 (?) dicke Pappseiten mit jeweils handtellergroÃƒÅ¸e Texte reduziert worden ist. Seelische Grausamkeit, einem Kind soetwas zuzumuten! Die Bilder waren zum Schreien (nicht vor Lachen!!!)

HÃ¼ter der Papierberge Anmeldedatum: 05.10.2004 Beiträge: 873

Ich kannte nur einen Schreckenstein-Band (den mit der Szene: verjazzter JÃ¤ger aus Kurpfalz). Michael Ende hab ich natÃ¼rlich gelesen, ebenso James KrÃ¼ss ("Hummerklippen", "GlÃ¼ckliche Inseln") und die nicht mehr ganz so leichten Sachen wie "Timm Thaler" und das MÃ¤xchen-Pichelsteiner-Buch, Titel will mit partout nicht einfallen. Und natÃ¼rlich Erich KÃ¤stners JugendbÃ¼cher.

Kneazle Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 5230 Wohnort: unter Aktenbergen

Jim Knopf? Ach herr je, das ist schon so lange her, dass ich es nciht mehr weiÃƒÅ¸;-(

Ottfried PreuÃƒÅ¸ler, habe ich auch gerne gelesen. Die kleine Hexe, das kleine Gespenst... Von letzterem hatte ich vor ca 1 Jahr eine ganz alte Ausgabe in der Hand, ich muss sagen, das Deutsch ist fÃ¼r meine heutigen Begriffe grausam. Man muss solche BÃ¼cher hin und wieder neu auflegen, weil der Text sonst doch sehr antiquiert klingt. Ein Kind wÃ¼rde sowas doch niemals lesen. Allerdings ist die Frage wie sehr "peppe" ich das ganze auf. Es muss noch zur Geschichte passen. Bei HdR, ging das ja anscheinend etwas schief (wobei ich noch eine alte ÃƒÅ“bersetzung habe und das deshalb nicht beurteilen kann).

Hat niemand von Euch Peter Pan gelesen, oder Mark Twain's Tom Sawyer? Doch sicherlich, oder? Wobei ich ja noch lieber die Rote Zora mochte.

HÃ¼ter der Papierberge Anmeldedatum: 05.10.2004 Beiträge: 873

Auch Tom Sawyer ist bei Bedarf kaputtÃ¼bersetzt worden, Rezept: Man nehme die ideologische Brille ...

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Argh, das mit China und Mandala war mir nie aufgefallen. Irgendwie hab ich die gleichgesetzt - so wie "allgemeiner" und "einheimischer" Name halt. Scheinbar habe ich da beide Ausgaben durcheinander gelesen. Vorhin hab ich in meinen Ausgaben geblÃ¤ttert, da steht allerdings noch China. Obwohl mir Mandala irgendwie besser gefÃ¤llt.

Tom Sawyer hab ich mal gelesen, aber nie sonderlich gemocht und inzwischen fast alles wieder vergessen.

@Crooky: Meiner Meinung nach hÃ¤ngt die Notwendigkeit einer sprachlichen Modernisierung auch von der Zielgruppe ab. Kinder werden durch eine altertÃ¼mliche Sprache wohl mehr abgeschreckt als Erwachsene.
Bei LotR ist fÃ¼r mich der springende Punkt, daÃƒÅ¸ die Handlung und das ganze Drumherum so mittelalterlich ist. Und nach Tolkien hat der Ringkrieg vor 6000 Jahren gespielt. Aber um 4000 v.Chr. hat man eben noch nicht Chef gesagt und was an neuen WÃ¶rtern noch alles so auftaucht in der neuen ÃƒÅ“bersetzung.
Beim "Kleinen Gespenst" dagegen ist die Zielgruppe eindeutig sehr viel jÃ¼nger, da halte ich eine gewisse Modernisierung in Grenzen fÃ¼r vertretbar. Zumindest WÃ¶rter, die heute nicht mehr in Gebrauch sind o.Ã¤. Aber es ist immer ein Balanceakt, und es ist schon manch ein nettes Buch dadurch kaputt gemacht worden.

Solange BÃ¼cher *lesbar* sind und nur manchmal unÃ¼bliche WÃ¶rter vorkommen (z.B. die Muhme Rumpumpel bei der kl. Hexe) sollte man schÃ¶n die Finger davon lassen. Kinder dÃ¼rfen ruhig mal nach der Bedeutung von WÃ¶rtern fragen (oder gefragt werden). Das erweitert zumindestes den passiven Wortschatz und damit den Horizont.
Eine Bekannte ist Lehrerin in einer fast dÃ¶rflichen Kleinstadt und sie hat mir unlÃ¤ngst erzÃ¤hlt, dass die Kunder z.T. mit dem Wort "Schuppen"=Anbau nichts anfangen konnten. Und das ist doch wirklich nicht unÃ¼blich, oder (3. Klasse!!).
Texte im Stile von Kleist sollten fÃ¼r LeseanfÃ¤nger vielleicht etwas geglÃ¤ttet werden.

Nebenbei mÃ¶chte auch ich mich als Fraktur-Fan offenbaren (oder outen ;-).
Ich habe die Druckschrift von meinem Opa gelernt, der mir mit 10(?) Jahren ein Jugendbuch aus den Zwanzigern geschenkt hat. Alles fraktur - herrlich. Und ÃƒÅ“berschriften z.T. in dt. Schreibschrift. Das hat sehr geprÃ¤gt. Nur warum Fraktur besser fÃ¼r die Augen sein soll, habe ich nie begriffen.

Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 697

Aber wenn dann "Die Schatzinsel" als "fÃ¼r Jugendliche Ã¼berarbeitete Version" auf den Markt kommt, darf man sich schon wundern...
Wurde da die Sprache verÃ¤ndert? Oder darf der Blinde aus Poltical Correctness nicht mehr betteln? Und Long John Silver hat ne Carbon-Prothese?
Ich hab das Buch nicht gelesen, ich halte mich in diesem Fall ans Original *mal dringend weiterlesen mÃ¼ÃƒÅ¸te*

HÃ¼ter der Papierberge Anmeldedatum: 05.10.2004 Beiträge: 873

Ich erinnere mich an eine fÃ¼r die deutschsprachige Jugend Ã¼berarbeitete Version von Verne's "Reise um den Mond". Als nach der RÃ¼ckkehr die Mondumrunder in ihrer Kapsel aufgefunden wurden, spielten die kernigen Herren in der Originalversion einen harten Poker, in der Jugendversion hingegen - :( Domino. Aua!!!

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Wozu soll denn diese Art von Ãƒâ€žnderungen gut sein?? Was ist an Poker so schrecklich gefÃ¤hrlich?

Aber heutzutage scheinen die ja wirklich etwas komisch zu sein. Sirius hatte mir mal erzÃ¤hlt, daÃƒÅ¸ in Animes z.B. Glimmstengel durch Lollys ersetzt wurden, damit die armen Kinderchen nur ja keinen Schaden nehmen. Mal abgesehen davon, daÃƒÅ¸ die Vorsicht wohl sowieso viel zu spÃ¤t kommt - wie glaubwÃ¼rdig sind dann so obercoole, sich dauernd prÃ¼gelnde Typen, die zur Entspannung Lollys lutschen wie kleine Kinder? Bei sowas wirds dann doch lÃ¤cherlich.

Naja, da steckt wohl eine Ã¤hnliche Geisteshaltung dahinter wie bei der Streichungsorgie im PoA, egal, wer die letztendlich zu verantworten hatte.