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Crookshanks
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BeitragVerfasst am: Mi 31 Mai, 2006 12:31 Antworten mit ZitatNach oben

Seit ihrem Ausflug zu den Zeitklippen waren ein paar Tage vergangen in denen der kleine Zauberer und Leorella sich kaum gesehen hatten. Beide waren sehr beschäftigt. Der kleine Zauberer war viel unterwegs gewesen, denn er wollte herausbekommen was derzeit alles im Dorf und auf dem Schloss passierte. Er war in der Tomteskolonie gewesen. Die kleinen Geister waren immer eine gute Quelle wenn es darum ging zu hören was los war. Um die Tomtes etwas gesprächiger zu machen hatte der kleine Zauberer ihnen einen Topf Fenchelhonig mitgebracht, denn es waren Naschkatzen und die Zuckerbäckerin hatte ihn auch gleich an sich genommen um damit Honigkuchen zu backen.
Das Gespräch mit den Tomtes war sehr aufschlussreich. Sie erzählten dem kleinen Zauberer, dass sich derzeit eine Feuerzünderin in der Nähe aufhielt. Sie wussten sogar dass diese sich Rostkäppchen nannte, weil sie so rote Haare hatte, die wie ein loderndes Feuer aussahen. Feuerzünder waren nirgends gerne gesehen, da sie immer Vorboten von Unglücken bedeuteten. Diese seltsamen Wesen hatten anscheinend ein Gespür dafür wo bald etwas schreckliches passierte.
Als der kleine Zauberer die Tomtes wieder verlassen hatte, traf er auf dem Nachhauseweg, den Gärtner des Schlosses, der mit einem Schmierlappen die Äste eines großen Goldregenstrauches umwickelte und dabei wie wild fluchte. Der kleine Zauberer blieb verwundert stehen ob der ungewöhnlichen Ausdrucksweise des sonst so sanften Gärtners: „Was ist denn mit Dir los? Was fluchst Du denn so?“ „Ach irgendso ein Rotzlöffel, findet es wohl lustig Baumrinden abzuschneiden und die ganzen Pflanzen ausbluten zu lassen. Ich wüßte wirklich gerne wer sowas macht!“ Antwortete der Gärtner erbost. „Hm,“ grummelte der kleine Zauberer besorgt, „das ist kein gutes Zeichen, ich habe sowas schon befürchtet.“ Der Gärtner schaute ihn verwirrt an: „Wieso hast Du das schon befürchtet?“ „Ach, Du weißt doch, ich habe manchmal solche Vorahnungen,“ antwortete der kleine Zauberer knapp, ging weiter und lies den Gärtner ratlos stehen. Aus dem weiteren Heimweg, zurück ins Schloss gübelte er über seine neuen Informationen und fragte sich was er als nächstes tun konnte. Die Zeichen waren für einen Zauberer wie ihn deutlich. Es stand etwas schreckliches bevor. Er beschloss auf den Nordturm zu steigen, die Fernsicht von dort war die Beste. Seine Eingebung erwies sich als richtig. Vom Nordturm aus, sah man das Reich des Fürsten Willbold, dort schien etwas großes zu brennen, das lies darauf schließen, dass auch dort Feuerzünder unterwegs waren. Der Gärtner hatte ihm nämlich unwissentlich die Aussagen der Tomtes bestätigt. Es waren Feuerzünder die Rinde von lebenden Bäumen und Sträucher schnitten, weil sie sich daraus Tränke brauten. Wozu sie diese gebrauchten, hatte der kleine Zauberer noch nicht herausgefunden, aber er ahnte schreckliches.

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BeitragVerfasst am: Mi 31 Mai, 2006 15:42 Antworten mit ZitatNach oben

Der Nebel waberte wütend vor sich hin. Die Zeit glaubte wohl sie sei was besseres. Er wusste, sie hielt ihn für dumm. Die Zeit glaubte doch allen ernstes er würde sich nur einbilden alles aufzusaugen. Aber er wußte es besser. Die Zeit war so blasiert, dass sie das nur nicht wahrhaben wollte. Fenchelhonig, abgefallene Baumrinde und vor allen Dingen auch Zeit konnte er aufsaugen, selbst Schmierlappen und andere Dinge könnte er wenn er wollte verschlucken, aber sowas mochte er nicht. Er hatte dann das Gefühl als ob er verschmutzt werden würde und wie sollte sich ein Nebel waschen, das ging doch garnicht. Die Zeit hatte einfach einen Minderwertigkeitskomplex, weil sie nicht rückwärts gehen konnte. Sie hatte nur eine Richtung: Vorwärts immer und unaufhaltsam vorwärts. Er wusste, dass sie es schon mit allen Tricks versucht hatte um einmal in eine andere Richtung zu gehen. Die Feuerzünderin, ein unglaublich wissendes Wesen, hatte dem Nebel das verraten. Sie konnte die Zukunft vorausahnen, deshalb hatte die Zeit sie vermutlich dazu befragt, ob sie ihr nicht helfen könnte einen Weg zu finden auch mal rückwärts gehen zu können. Aber die Feuerzünderin hatte die Zeit ausgelacht und gemeint: „Was glaubst Du denn, Du Rotzlöffel!“ Glaubst Du ich habe nichts besseres zu tun, als mich mit Deinen Problemen auseinanderzusetzen?“ Frag doch die Zuckerbäckerin oder den Gärtner, die versuchen sich doch immer mit allem möglichen nutzlosen Unsinn. Ja, die Feuerzünderin war kein liebevolles und hilfsbereites Wesen. Sie kannte nur eines: Sich selbst! Aber sie war mit Weitblick und Fernsicht gesegnet und konnte voraussehen was die Zukunft brachte. Sie kannte geheimnisvolle Zaubertränke, deren Zutaten aus Baumrinde und Goldregenblüten bestanden und sie wußte auch wo es bald Schmerz und Leid geben würde. Sie ernährte sich von solchen Gefühlen. Sie war grausam! Rostkäppchen nannte sie sich bei den Menschen. Diese Menschen, waren ja so feige. Die fürchteten sich vor der Feuerzünderin und vor ihm, dem Nebel. Kürzlich war diese feige Göre unter den heiligen Baum geflüchtet, dabei hätte er solchen Appetit auf frisches Menschenfleisch gehabt. Aber das konnte er jetzt nicht ändern. Er hatte dafür ein Stück ihrer Zeit abbekommen, das war ja auch schon was.

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BeitragVerfasst am: Do 08 Jun, 2006 11:13 Antworten mit ZitatNach oben

Was für eine Wahnsinn! Kaum ein Artikel, der im Handel angeboten wird, kommt ohne einen Hinweis auf die Fußball-Weltmeisterschaft (der Herren wohlgemerkt) aus. Man bekommt Duschköpfe, Nugat-Nuss-Brotaufstriche, Schmierlappen, Mülleimer, Tiefkühlkost, Döner Kebab, Badelaken, Fenchelhonig, Fußbodenbeläge und vieles mehr mit einem offiziellen Fifa-Emblem oder einem Fußball verziert zu kaufen. Selbst die Zuckerbäckerinnen haben sich vielerlei Torten und Leckereien zum Thema Fußball einfallen lassen. Lediglich der Hersteller des offiziellen WM-Maskottchen-Kuscheltiers hat wenig Weit- und Fernsicht bewiesen. Der erwartete Goldregen blieb aus die Firma musste schon vor Eröffnung der Spiele Konkurs anmelden.
Welch Peinlichkeit! Diese wird nur dadurch getoppt, dass die grandios ge- und verplante WM-Eröffnungsfeier nicht in der ursprünglichen Form und dem ursprünglich vorgesehenen Ort stattfindet. Es gibt viele offizielle Begründungen dafür, die einen sagen der Rasen müsse geschont werden, die nächsten behaupten die Brasilianer hätten es nicht wollen, weil doch ihr erstes Spiel in Berlin sei. Die Wahrheit wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben, ich habe ja schon boshaft spekuliert, dass die Fifa die Feier abgesagt hat, weil der Gärtner, des Berliner Stadions, dieser „Rotzlöffel“, sich geweigert hat, das das Fifa-Emblem in die Baumrinden zu schnitzen. Aber aus welchen Gründen auch immer es gibt eben nicht die ursprünglich geplante Eröffnungsfeier mit großem Brimborium wie Feuerzünderinnen und anderen spektakulären Einlagen, sondern nur eine Kleinere in München mit weniger spektakulären Dingen wie vielleicht Rostkäppchen oder ähnlichen Kleinigkeiten.

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BeitragVerfasst am: Sa 10 Jun, 2006 14:35 Antworten mit ZitatNach oben

Endlich Urlaub!
Wir hatten uns für eine Insel entschieden, da es dort eine fantastische Fernsicht vom Leuchtturm aus gibt. Ãœber wogende Felder goldenen Rapses und über wogende Wellen blaugrünen Meeres.
Die Ankunft war schon herrlich. Ein lauer Wind umfächelte unser geplagte Haut und der Gesang von Möwen (die alle "Emma" heißen), Knutts, Rostkäppchen und Austernfischern schmeichelte unsere gestreßten Ohren. Gemächlich fuhren wir über die Insel, Einheimische grüßten uns fröhlich und auch bald war unser Quartier gefunden. Eine großzügige Ferienwohnung mit einem Garten, dar aussah, wie von Drei-Sterne-Gärtnern gepflegt und gehegt. Die alte Feueranzünderin brannte vom Himmel. und wir entledigten usn der überflüssigen Kleidungsstücke und genossen das Salz auf unserer Haut, dass Gischt und Wind zu uns getragen hatten. Die Gasteltern luden uns gleich zu einem gemütlichen Grillabend unter ihrem stattlichen Goldregen ein.
Die erste Nacht verbrachten wir bei geöffnetem Fenster und lauschten noch lange nach den Sternen, die uns leise Geheimnisse zuflüsterten bevor wir selig ins Reich der Träume hinüberdämmerten.
"Bei der Zuckerbäckerin bekommt ihr Baumrinde, das ist unser Inselbrot und schmeckt ganz vorzüglich!" gab uns der Vermieter mit auf den Weg. Mit den bereitgestellten Fahrrädern fuhren wir über grünes Land, immer den sanften Duft von warmer Erde in der Nase. Die Zuckerbäckerin erwies sich als Schmierlappen, aber das Brot roch wirklich himmlisch. Wir setzten unseren Weg zum nahen Strand fort, und verbrachten einen lauen Tag mit "Baumrinde", Tee mit Fenchelhonig und Urlaubslektüre in weißem Sand.
Das ist mein Reisebericht.
Leider bin ich ein Rotzlöffel, und die Hälfte ist erstunken und gelogen.
Es war ganz anders!

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BeitragVerfasst am: So 11 Jun, 2006 22:09 Antworten mit ZitatNach oben

Sie saß einfach da und schaute den Mond an. So vieles war den Tag über gewesen, doch in diesem Moment saß sie einfach nur da. Um sie herum war nichts als Ruhe. Es roch nach frisch gemähtem Gras, nach verloschenem Lagerfeuer – einfach nach Sommer. Der Abend war schön gewesen. Sie hatten Besuch und da sie noch nie eine große Feuerzünderin gewesen war, hatte er den Grill angezündet. Sie hatten viel gelacht und über alles Mögliche geredet. Sie hatten Rezepte unter Zuckerbäckerinnen ausgetauscht und die Männer hatten darüber geredet, ob sich bei der Größe des Gartens nicht schon ein Gärtner lohnen würde. Innerlich hatte sie gelacht bei dem Thema, denn sie liebte ihren Garten und sie liebte auch die Arbeit. Die Beete von Ästen, Unkraut und Baumrinde zu befreien, war ihre alltägliche Abendroutine geworden. Später erzählte er wieder seinen Witz über Rostkäppchen und den bösen Hamster und sie säuberte den Grillrost mit einem alten Schmierlappen vor, so dass sie ihn in die Küche bringen konnte. Ja, es war ein schöner Abend gewesen. Sie hatte erzählt, wie unartig dieser Rotzlöffel von Nachbarsjunge war – ständig spielte er ihnen kleine Streiche – und ob sie den Goldregen lieber an einen anderen Ort pflanzen sollte, da er dort, wo er jetzt stand, den anderen Pflanzen das Licht und ihnen die Fernsicht nahm. Später hatte sie der Freundin noch Fenchelhonig mitgegeben, für das Enkelkind. Das war krank und sollte am nächsten Tag zu den Großeltern kommen, damit die Eltern keinen Urlaub nehmen mussten. Eine Hand wäscht eben die andere.
Alles um sie herum war still; nur die Bäume rauschten, als würden auch sie die Geschehnisse des Tages noch einmal Revue passieren lassen. Es war schon komisch: je ruhiger es um einen herum wurde, um so mehr kreisten die Gedanken. Und doch merkte sie, wie sich in ihr drin eine wohlige Ruhe ausbreitete. Sie genoss diese Ruhe und die milde Nacht. Sie saß einfach nur da und schaute den Mond an.

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BeitragVerfasst am: Fr 16 Jun, 2006 17:06 Antworten mit ZitatNach oben

Sie ist zwar lang und wird allein schon deshalb nicht in die Wertung aufgenommen *gg* aber ich will sie Euch dennoch nicht vorenthalten:


Drosselbart – die Fortsetzung

Das Wochenende war viel zu schnell vergangen. Es schien ihnen, als hätten sie gerade eben ihre Sachen in den Schrank geräumt, als sie am Sonntag schon wieder die Taschen packen mussten, um nach Hause zu fahren. Markus Reinhard hatte das ganze Wochenende über sowohl das Handy, wie auch den Pager angelassen, das hatte ihm niemand ausreden können. Doch bis auf seine Tochter hatte niemand angerufen. Anscheinend hatten sie auch im Kommissariat gemerkt, wie wichtig ein freies Wochenende für den Chef und Mika war, denn nicht einmal Kurt Gärtner, der zuständige Pathologe ließ etwas von sich hören. Natürlich hatte sich niemand daran gestört, dass ein ganzes Wochenende Themen wie Mord, Verbrechen und Drosselbart nicht einmal angesprochen wurden. Alle hatten das gute Wetter, die freie und schöne Zeit zu viert und das Schwimmen im Thermalbad genossen.
Erst jetzt, wo sie von der Autobahn abfuhren und es nur noch 15 Minuten bis nach Hause waren, da fragte sich Markus Reinhard, ob es wirklich ein gutes Zeichen war, dass sie nichts aus dem Präsidium gehört hatten. Hatte Gärtner denn wieder nichts Verwertbares gefunden? Hatte die Spurensicherung nichts mit den Reifenabdrücken anfangen können? Als sie vor Reinhards Haus ankamen sahen sie, dass der Goldregen platt getrampelt worden war. Das musste wieder diese Rotzlöffel von Nachbarsjungen gewesen sein. Ständig viel sein Ball in Reinhards Vorgarten und langsam vermutete er, dass das pure Absicht war.
„Ich werde Lisa schnell nach Hause fahren und sie mit einer Wärmflasche und etwas Tee mit Fenchelhonig ins Bett stecken. Sie scheint sich am Wochenende erkältet zu haben. Wir sehen uns morgen früh im Büro.“, verabschiedete sich Mika von seinem Chef und Freund. Dieser setze sich noch etwas in den Garten, um das Wochenende noch etwas Revue passieren zu lassen, während Frederike die Lebensmittel in den Kühlschrank räumte. Sie dabei zu stören wäre nicht klug gewesen. Die Küche hatte sie ganz schnell zu ihrem Reich gemacht und ob sie kochte, buk oder aufräumte: Männer hatten darin nichts zu suchen (außer eventuell Sonntags Frühstück zu machen). Die Küche war ihr Revier und Markus Reinhard liebte seine Zuckerbäckerin dafür. Sie würden später den Abend mit einer schönen Flasche Wein ausklingen lassen.

Die Nacht war unruhig gewesen für den Kommissar. Zu schnell hatten ihn die Gedanken an den aktuellen Fall und an das, was ihn im Kommissariat am nächsten Morgen erwarten würde, eingeholt. Er wälzte sich nur von einer Seite auf die andere und so war es noch keine sieben Uhr als er n seinem Büro eintraf. Mika schien es ähnlich gegangen zu sein, denn er hatte schon Kaffee fertig. „Ich habe Nichts gefunden, was uns Aufschluss darüber finden könnte, was am Wochenende gelaufen oder halt auch nicht gelaufen sein könnte. Nur eine Nachricht von Gärtner lag auf deinem Schreibtisch. Er will, dass wir um acht Uhr bei ihm in der Pathologie sind.“, berichtete Mika und goss seinem Chef eine Tasse heißen, schwarzen Kaffee in die Tasse. Die nächste halbe Stunde unterhielten sie sich über das Wochenende und Mika berichtete, dass Lisa sich wohl doch eine ordentliche Erkältung zugezogen hatte. „Sie hat die ganze Nacht über gehustet und geschnieft, so dass ich bereits um kurz nach sechs das Haus verlassen habe, da ich eh kein Auge zubekommen habe.“, erzählte er Reinhard. Von den Kollegen tauchte niemand auf bevor sie sich in die Pathologie aufmachten. In der Leichenhalle erwartete sie jedoch ein anscheinend extrem gut gelaunter Kurt Gärtner. Seinem Gesicht nach zu urteilen hatte er gute Nachrichten für Reinhard und Mika. „Wie war Euer Wochenende?“, begrüßte er die beiden Kommissare. Fuhr jedoch ohne auf eine Antwort zu warten fort: „Ich will euch auch gar nicht lange auf die Folter spannen: Euer letztes Opfer scheint eine fleißige Krimi-Leserin gewesen zu sein, denn sie hat mehr als eine Spur gelegt, um uns zu ihrem Mörder zu führen.“ Er führte sie zu einem Metalltisch in der Mitte des Raumes, auf, dem kleine Plastiktütchen lagen. Beweisstücke, wie Markus Reinhard schnell erkannte. „Wir hätten da z.B. einen alten Schmierlappen, den sie sich um das Bein gewickelt hatte, wohl in der Absicht, dass ich es auch als Beweisstück werte. Ich dachte ja erst, es wäre eine Verletzung, doch sie wollte mich anscheinend wirklich auf das Öl aufmerksam machen, dass sich überall auf diesem Lappen befindet. Es sei denn, sie war eine alte Feuerzünderin.2 Gärtner lachte und fuhr fort “ Ich denke sie wollte uns so etwas über ihren Aufenthaltsort während der Entführung aufmerksam machen. Das Öl ist ein Motorenöl, das man ausschließlich für Bootsmotoren benutzt. Bevorzugt für kleine Motorboote, wie sie auf größeren Seen zu finden sind. Dazu passen auch die Rostkäppchen, die ich in ihrer heilen Hosentasche gefunden habe. Diese Kappen gehören zu diesen wasserfesten Kisten in denen Taue und Ölkanister verstaut werden können. Dann ist mir dieses Stück Baumrinde wieder eingefallen, das ich im Haar des ersten Opfers gefunden habe. Es gehört zu einer Trauerweide und die wächst bekanntlich gerne in der Nähe von Gewässern.“ „Also müssen wir nach einer Bootshütte oder einem Haus in der der Nähe von einem größeren See suchen?“, fragte Mika, der die ganze Zeit fleißig mitgeschrieben hatte. „Davon könnt ihr ausgehen!“, grinste Gärtner, „Aber ich habe noch mehr für Euch! Ich habe auf dein Anraten, Markus, noch einmal wegen des Betäubungsmittels gesucht und bin in der Leber fündig geworden. Gefunden habe ich Spuren eines Narkotikums, das eine sehr geringe Halbwertzeit hat und somit ziemlich genau dosiert werden kann. Es wird hauptsächlich im klinischen Bereich für kürzere Operationen benutzt. Ich habe dann mal etwas rumgerechnet und anhand der Menge, die ich noch in der Leber feststellen konnte, könnt ihr Eure Suche auf einen Radius von ca. 80 km beschränken. Länger dürften die Opfer nicht betäubt gewesen sein und dieser Drosselbart wird wohl nicht riskieren wollen, dass sie schon im Auto während der Fahrt aufwachen.

„Wir suchen jetzt also nach einer Hütte oder einem Haus im Umkreis von 80km“, fasste Reinhard auf dem Weg zum Auto zusammen. „Das dürfte ja nicht so schwer werden!“
Zurück im Präsidium wurden sie schon von ihren Kollegen erwartet. „Ist hier in Ostwestfalen jetzt die Gute-Laune-Welle ausgebrochen?“, fragte Reinhard grinsend, „oder warum grinst ihr alle so?“ „Tja Chefchen, wir waren halt nicht ganz untätig am Wochenende und können es kaum abwarten, Ihnen die gesammelten Ergebnisse zu präsentieren“, grinste Ralf Brüning, ein junger Polizist, der erst seit kurzem zu Reinhards Team gehörte. Fünf Minuten später saßen Mika und er mit einer Tasse Kaffee in der Hand an ihren Schreibtischen und ließen sich von ihrem Team auf den neusten Stand der Ermittlungen bringen. In der Tat war an diesem Wochenende wohl keiner aus dem Team untätig gewesen und auch die zuarbeitenden Abteilungen hatten schnell und fleißig gearbeitet. Die Reifenabdrücke waren ausgewertet worden und konnten einem BMW 750 IL, Baujahr 1998 zugeordnet werden. Sofort wurden Halterabfragen gemacht und eine Gruppe hatte sich darum gekümmert, diese auszuwerten. Zwei aus dem Team hatten sich um die möglichen Seen gekümmert. Seen, im Umkreis von 80 km, die so groß waren, dass kleinere Motorbote darauf fuhren. Ein weiteres Team hatte sich auf das Narkotikum konzentriert. Da es ausschließlich im klinischen Bereich angewendet wurde, musste „Drosselbart“ irgendwie eine Verbindung zum medizinischen Bereich haben. Alle Listen und Erkenntnisse wurden verglichen und heraus kam ein Name: Michael von Ahrbergen! Er war Chirurg in einem Krankenhaus in Paderborn, er fuhr einen BMW IL 750 und er hatte eine Wochenendhütte und ein Boot am Lippesee. „Eigentlich müssen sie ihn nur noch festnehmen, Cheffchen!“, beendete Brüning den Bericht. „Wirklich gute Arbeit!“, lobte Reinhard sein Team, „ihr habt wirklich Fernsicht und Teamgeist gezeigt. Aber die Festnahme, die übernehmt ihr jetzt bitte auch. Denn die Ehre gebührt Euch!“ Er blickte von einem zum Anderen. „Und in Zukunft fahre ich einfach häufiger übers Wochenende weg, wenn ein Fall droht ins Stocken zu geraten.“ Reinhard grinste.

„Drosselbart“ konnte noch am selben Tag in Haft genommen werden. Er gab bei der Befragung zu, die 4 Frauen entführt und getötet zu haben. Er wurde später wegen Unzurechnungsfähigkeit zu einer lebenslangen Sicherheitsverwahrung verurteilt.

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BeitragVerfasst am: Sa 17 Jun, 2006 17:17 Antworten mit ZitatNach oben

Diesmal ist mir etwas wirklich unheimliches passiert. Im nachhinein ist es noch unheimlicher als die unheimliche Begegnung mit dem unheimlichen Vampir. Vielleicht deshalb, weil es quasi direkt vor meiner Haustür passiert ist. Einfach ...unheimlich.
Aber der Reihe nach.
Von dem Haus, in dem ich wohne habe ich schon das eine oder andere Mal erzählt, es ist alt und etwas ...unheimlich. Der Besitzer überlässt es mir gegen etwas Hausmeisterdienst und ich bewohne nur einige Zimmer, da ich viel mehr weder brauche noch ausfüllen kann. Gut, es knackt und rumpelt nachts auf dem Dachboden, aber es muss ja kein Geist sein. Wenn es jault und heult, ist es sicherlich nur der Wind, und ich bin etwas schusselig, darum finde ich meine Sachen manchmal anderswo oder gar nicht wieder. Auf keinen Fall sollte man hinter jeder Ecke ein Gespenst sehen. Aber dann ist da diese Katze.
Gewesen.
Seit ich einzog, streunte immer mal wieder eine weiße Katze über das Grundstück. Sie hielt sich immer nahe ans Haus, ohne jedoch zutraulich zu werden. Ob ihres feinen Fells nannte ich sie bei mir stets die Zuckerbäckerin. Es gab Tage, an denen sie stets im Sichtfeld war, dann blieb sie über Wochen weg. Eine freilebende Katze, so dachte ich bei mir und beließ es dabei. Oft verschwand sie in dem kleinen Schuppen hinter dem Goldregen. Doch nie fand ich sie dort. Auch Schälchen mit Milch oder ein wenig Fenchelhonig verschmähte sie stets.
Diesen Winter jedoch fiel mir etwas seltsames auf. Es war um die Zeit, als ich eines Abends Graograman beobachtet hatte, jedoch am nächsten Morgen keine Spuren von ihm fand. An jenem Morgen, verschneit, kalt und klar sah ich auch die kleine Zuckerbäckerin wieder. Lautlos lief sie ungewöhnlich dicht an mir vorbei. Doch sie hinterließ keine Spur. Es war, als sei sie nie durch den Schnee gelaufen. Sie verschwand im Schuppen - und war verschwunden. Sie blieb auch für einige Zeit verschwunden.
Verschwunden war sei, ohne ein einziges Zeichen zu hinterlassen.
Andere Dinge kamen, und ich schob dies Erlebnis bei Seite.
Doch dieses Frühjahr, als frühsommerliche Sonne lachte und ich etwas Gärtner, Hausmeister und Mauer spielen mochte, wollte ich den Schuppen mal aufräumen. Er war vollgestopft wie ein Schrank, in den seit Jahren nur noch alles reinging und nichts raus. Buschholz, Werkzeug, Baumrinde, Fahrradteile, Schmierlappen, Kanister, rostige Radkappen vom Käfer (Rostkäppchen sozusagen) Müll und Allerlei.
Und zwischen fein geschleißten Scheiten fand ich die Katze. Oder etwas genauer ausgedrückt: Eine mumifizierte Katze. Eingeklemmt zwischen Holzstücken hat sie ihr Leben aushauchen müssen. Vielleicht haben Steinwürfe von widerlichen Rotzlöffeln sie stark verletzt? Zog sie sich zum Sterben zurück? Wurde sie versehentlich - oder mit Absicht ins Holz eingeschlossen?
Wie dem auch sei. Ich grub ein Loch in die warme Erde, und legte den toten Körper hinein. Dann füllte ich ihr Grab mit Schichten aus Erde und Blumen, zum Abschluss pflanzte ich Katzenminze drauf, als stilles Gedanken an eine Katze, die vielleicht ein weißes Fell gehabt hatte - es war nicht mehr zu erkennen gewesen.
Es ist eine schlichte Stätte geworden, ohne Fernsicht, denn das Grundstück liegt nicht auf einem Berg, und was hätte die Katze auch davon?

Eine Bekannte von mir, schlug die Hände überm Kopf zusammen, als ich ihr davon erzählte! Ich hätte die Katze verbrennen müssen, denn nur so können die Seele befreit werden, sie müsse es wissen, denn sie habe bereits den Rang einer Feueranzünderin und dürfte derart heilige Riten durchführen.
Vielleicht sollte ich die Wahl meiner Bekannten etwas überdenken. Da sind mir die Vampire fast schon lieber.
Ob es wirklich die Zueckerbäckerin war, die ich zu Grabe getragen habe, oder eine andere Katze, dass weiß ich noch nicht. Denn die kleine weiße Katze blieb ja immer mal für einige Wochen weg. Wer weiß, vielleicht kommt sie am nächsten Vollmond wieder.

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BeitragVerfasst am: Mo 19 Jun, 2006 12:45 Antworten mit ZitatNach oben

Im Sommer ist es immer schön,
die Sonne scheint als ob wär Fön.
Da freuen sich fast alle Leut,
gute Laune ist sehr weit gestreut.

Doch es gibt auch echte Mieselpfrieme
Schlechte Laune ist deren Maxime.
Bauersleut und Gärtner beispielsweise
finden Grund zum Meckern dutzendweise!

Zu viel der Sonne schadet dem Goldregen!
Versucht der Gärtner seine Laune zu belegen.
Auch das Korn wird zu schnell reif!
Behauptet der Bauer fest und steif.

Die Feuerzünderin jedoch hat ihren Spass!
So brennts besser, als wärs pudelnass.
Die Zuckerbäckerin hingegen, ist empört!
Hat doch die Hitze ihre Naschwerke zerstört.

So mancher Rotzlöffel ist gar hoch entzückt,
Mit Hitzefrei sich legal vor der Schule drückt.
Die Imker jedoch sind ganz traurig!
Der Absatz von Fenchelhonig stockt gar schaurig.

Die Förster sind auch schon ganz nervös,
Pilze wie Rostkäppchen werden dieses Jahr monströs!
Diese befallen die Baumrinde so mancher Eiche
Und erwürgen den Baum bis er ist eine Leiche.

Die Fernsicht bei so einem Wetter ist schlecht!
Behauptet so mancher Wetterspecht.
Solch Leute gehen mir auf den Wecker,
mit ihrem ständigen, blöden gemecker!

Mit Schmierlappen gehört ihr Mund gestopft
Und Eselsohren auf ihren Kopf gepfropt!
Denn wenn es dann anfängt zu regnen
Werden genau die gleichen Leute das kaum segnen.

Dann ist das Wasser schlecht für Korn, Wald und Wiese.
Da bekomme ich dann irgendwann die Kriese!
Ich bin ganz froh, dass jetzt die Sonne scheint
Und der Himmel sich hat ausgeweint.

Drum hoffe ich dass es noch lang so bleibt.
Und der Wind die Regenwolken wegtreibt.
Es wird schon wieder bald mal regnen,
das kann man den Meckerfritzen entgegnen...

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BeitragVerfasst am: Mo 26 Jun, 2006 13:55 Antworten mit ZitatNach oben

Die Sonne schien auf grüne Felder. Wir waren unterwegs in das Land, in dem alten Häuser auf Hügeln stehen, Hecken Knick und Tore Heck heißen. Dort wor das Land ins Meer übergeht und die See den Sand frisst. Der Himmel war weiter und blauer als anderswo und niemand kann ermessen, wie weit und wie blau er war. Das war gestern. Nun ist heute, und wir sitzen erhöht, wie die Könige und genießen die Fernsicht über die Weite, die nur Flachländer kennen. Die Vögel fliegen und der Kapitän, den wir gestern kennenlernten, wischt mit einem öligen Schmierlappen die Maschine seines Schiffes ab. An den Scheiben sitzen noch die Seemücken, die gestern von Mensch und Licht angezogen wurden. Ihr Schicksal ist besiegelt. Ob sie es wissen?Die Nacht war vergleichsweise gut. Wir schliefen mit mehreren in einem Zimmer für zwei Personen. Der Boden war übersät mit Klappbetten und Iso-Matten. Einige wünschten sich dieses Zimmer für die nächsten zwei Wochen für sich alleine, andere wollten noch Postkarten schreiben, weil es wie Urlaub war. Wieder andere waren einfach zufrieden mit der Welt und ich fand es schön, in den jungen Morgen zu blinzeln, der freundlich und hell durch großzügige Fenster schien.
Wir haben viele Bekannte getroffen. Leider war nicht Zeit genug, um mit allen zu sprechen. Schöne Menschen wo Du nur hinsiehst. Aber wir sehen uns bestimmt einmal wieder. Das Essen war wunderbar, besonders der Nachtisch. Gerne wäre ich eine Kuh gewesen, denn die Zuckerbäckerin hatte eine Eisbombe, groß wie ein Zelt bereitet. Die Feueranzünderin entzündete ein Feuerwerk. Ein Goldregen aus Funken und Sternen durchleuchtet den Saal und „Ahs“ und „Ohs“ erklangen schemenhaft von anderswo. Fisch ohne Grenzen, geräuchert mit und ohne Gräten. Huhn mit und ohne Knochen. Gemüse mit und ohne Kruste. Käse mit und ohne Schimmel. Brot mit und ohne Belag. Salat mit und ohne Dressing. Kartoffeln, die gebraten waren und kein oder brauchten! Die Vorspeise bestand aus Krabbensuppe mit Zubehör. Ein kleiner Rotzlöffel drückte seine Fingerabdrücke auf die Scheiben und lachte fröhlich. Im Hof wurden Geschenke verteilt. Baumhäuser für Vögel. Winterharte Rostkäppchen, Baumrinde für die Beete. Das Gärtnerherz lachte. Getrunken habe ich wenig. Doch tanzte ich mit der wohl schönsten Frau, die mir je begegnet ist. Lippen wie Fenchelhonig. Augen wie Diamanten und eine Stimme wie Silberglocken. Der Takt bewegte unsere Füße und wir drehten uns auf sanftem Pakett, während die Sonne versank und die Menschen lachten. Was es nicht alles gibt. Äpfel in Massen und jemand muss die kleinen Aufkleberchen doch darauf anbringen. Wie Herzen sehen sie aus und sagen: „Hier kleben wir und können nicht anders!“ Es ist Zeit zu rüsten. Das Gabelfrühstück wurde mit der Hand genommen und geht zur Neige. Der Tee rinnt durch meine Kehle und wir denken daran, das Gefährt zu beladen. Klappbetten und Iso-Matten. Geschenke und Kleidung. Wir haben versucht, alle Handtücher zu benutzen und auch die Seife wird eingepackt. Adieu, kleines Zimmer. Du warst uns Freund und Zuflucht. Vielleicht sehen wir uns wieder, wenn sich die Sonne einmal um die Erde gedreht hat. Der Wagen startet und rollt dem Licht entgegen. Rechts ertönt ein Schnarchen, die Nacht war kurz. Vorne brummt das Triebwerk und sagt uns: „Es geht nach Hause, lasst mich nur machen, alles wird gut!“ Guten Tag ihr Bienen, guten Tag ihr Blumen. Ist das nicht ein schöner Tag für einen Geradeausflug? Ãœber die Wiese und durch den Fluss und dann bis ans Ende der Welt. Dort drehen wir einfach um.
Oh wie schön ist Panama!

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BeitragVerfasst am: Do 29 Jun, 2006 13:59 Antworten mit ZitatNach oben

Da war doch noch was...?
*gg*

Alles begann sich zu drehen. Nichts war mehr an seinem Platz. Die Berge wankten, der Himmel stürzte und auch das Meer war nicht dort, wo es hingehörte. Das Innere seines Kopfes wurde durcheinandergewirbelt und seine Augen wussten nicht, wohin sie sehen sollten. Zäh wie Fenchelhonig wälzten sich dickflüssige Gedanken durch seinen Kopf. War es wirklich? Drehte sich die Welt oder war er es, der seinen Standpunkt verlassen und verloren hatte? Die Sonne kippte einfach zur Seite und der Wald ging in Flammen auf, als sie wie eine Feueranzünderin trockene Nadeln und mürbe Baumrinde entflammte. Wogen von salzigem Wasser überspülten das Land und löschten einen jeden Funken. Wie ein alter Schmierlappen wischte die Flut jedes Licht aus der Welt und bleich hingen zwei Monde am Himmel, die nur notdürftig das Panorama dieser Fernsicht illuminierten. Rostkäppchen sprangen wild lachend durch einen Wald aus Fahnenmasten, an denen Flaggen aus Goldregen und Silberband flatterten. Ein Gärtner grub mit seinem Bajonett Pflanzlöcher in die Wände eines einstürzendenden Turmes, auf dem Rapunzel ihr Haar kämmte und singend in der Luft schwebte. Er schloss die Augen. Was für ein Durcheinander. Aber es wurde dadurch nur schlimmer, das Blut rauschte in seinen Ohren und Wind zersauste sein Haar. Blitze durchzuckten den Himmel und Schnee stob durch unruhige Luft. Bald sah die Welt aus als hätte die Zuckerbäckerin mit Puderzucker gespielt. Ein Schloss aus Eis wuchs empor, in dem Kobolde tanzten und tobten. Ein Rotzlöffel stak in einer Gulaschkanone und wurde mit viel Gejohle ins All geschossen. Das Fundament des Raums war tödlich getroffen und zerfiel mit einem müden Seufzer zu Staub. Das Kartenhaus des Universums klappte fröhlich zusammen, während der Baum des Lebens ohne Blätter aussah wie das Gespenst von Canterburry. Das es nie gab.

Er wusste, dass er Höhenangst hatte. Was machte er also hier?

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Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben;
man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
Karl Kraus
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dead dog
ausgejault
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BeitragVerfasst am: Mo 03 Jul, 2006 04:35 Antworten mit ZitatNach oben

Rotzloeffel

"Das sieht nicht gut aus, Schneckchen" - eine halb mitleidige Augenbraue kommt kurz unter meiner Motorhaube zum Vorschein. Mir kringeln sich die Fussnaegel ob der Anrede und des schwammigen Inspektionsergebnisses. Ich ziehe es jedoch vor, kampfeslustig die Arme zu verschraenken und die Unterlippe vorzuschieben, vorerst.
Die Motorhaube knallt runter, die oelverschmierte Jeans wird aus ihrer niedrigen Position wieder auf die Hueften bevoerdert und der linke wurstige Zeigefinger beginnt die Aufzaehlung: "Der Keilriemen ist voellig hin, das wird teuer, Suesse" - gespieltes Bedauern - "den Kotfluegel muessen wir ausbeulen, da sieht man ja noch den Baumrindenabdruck, wohl vom Einparken?" - schleimendes Augenzwinkern - "die Scheinwerfer sind blind, das ist schlecht fuer die Fernsicht und sieh mal hier, Lady" - harscher Tritt mit Schuhsohle gegen meine Reifen - "alles Rostkaeppchen!"
Jetzt werden dramatisch die Haende im Schmierlappen abgewischt, der dadurch tatsaechlich sauberer wird "den Tieger haste auch nicht im Tank, meine Huebsche, da muss wohl eher ne Zuckerbaeckerin am Werk gewesen sein... Und was den Motor angeht" - tiefer Seufzer -"Kolbenfresser! Aber ansonsten, Kleine, ist die Kiste ja noch ganz anstaendig. In ner Woche kannste sie wieder abholen." Jetzt sieht man ganz deutlich in seinen Augen den Goldregen prasseln. Und es ist an mir zu seufzen. Waehrend ich meinen geliebten Kaefer umrunde, bemuehe ich mich, dass meine Stimme flutscht wie Fenchelhonig. "Vielen Dank. Da haette ich wohl ebensogut meinen Gaertner fragen koennen." Ich starte und werfe einen letzten Blick auf Jimmy, der jetzt mit offenem Mund von seiner Schuppeneinfahrt mit halb-vollen Benzinkanistern richtig angemessen eingerahmt wird. Einen Augenblick lang muss ich ueberlegen, ob er es wert ist, dass ich zur Feuerzuenderin werde, dann lege ich den Rueckwaertsgang ein. Die quietschenden Reifen und die Staubwolke, in die das unglueckselige Etablissement gehuellt wird, legen Zeugnis ab, dass allerdings 'die Kiste ja noch ganz anstaendig' faehrt.
Pff. Rotzloeffel.

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