Schreckenstein

Ich schmÃ¶kere weiterhin in meinen alten Schreckenstein-BÃ¼chern.
Zum (unerwarteten) Schluss der Reihe hat sich Oliver Hassenkamp anscheinend schon mal Gedanken Ã¼ber ein Ende der Schreckensteinzeit gemacht.
Zumindest wird in dem "Sportwettkampf von S." offen darÃ¼ber gesprochen, dass das Abitur nun nÃ¤her rÃ¼ckte und die Ritter in Neustadt zu den Arbeiten erscheinen mÃ¼ssten, weil S. nunmal nur eine "NotlÃ¶sung" wÃ¤re und keine anerkannte Schule.
Dazu passt natÃ¼rlich, dass sowohl S. und auch Rosenfels zum "Castellum" zu einem Sprotwettkampf eingeladen werden. Das Castellum ist eine aus dem Boden gestampfte Schule nach schreckensteiner Modell.
Klar, dass diese Modellschule nicht funktionieren wird und die Ritter - aber auch die HÃ¼hner - ordentlich in die Zange genommen werden.
Allerdings wirkte es auf mich schon "damals" in den Achtzigern etwas befremdlich, dass immer so auf dem Rauchen herumgeritten worden ist. Irgendwie war das bei uns nie ein Thema, heute schon noch viel weniger.
Was eigentlich traurig ist, aber nunmal so ist.
In den FÃ¼nzigern war das sicherlich noch mehr Thema, ebenso wie die von FDH stets propagierte strikte Geschlechtertrennung.
Andererseits - ohne all diese Zutsaten wÃ¤re Schreckenstein nicht Schreckenstein.

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Was fÃ¼r ein Jammer, daÃŸ ich keine Threads verschmelzen kann im Moment - da wÃ¼rde der Rest von unserer Diskussion neulich so gut dazu passen!

Mich hat Castellum weniger an Schreckenstein als an Summerhill erinnert - aber eines, das auÃŸer Kontrolle ist.

Hm, ja, irgendwie hast du recht mit dem Rauchen. Da war ich zwar immer auf der Seite der Ritter, insofern habe ich mir damals nicht groÃŸ Gedanken gemacht, aber es ist schon wahr, auf dem Rauchen wird ziemlich rumgeritten. Allerdings auch auf dem LÃ¼gen/Ehrlichsein - und das fand ich soweit eigentlich durchaus sympathisch.
Wobei die letzten BÃ¤nde aus den 80ern stammen, aber natÃ¼rlich ist der Autor ein Produkt seiner Generation.

Ja, wir hÃ¤tten frÃ¼her anfangen mÃ¼ssen.
WeiÃŸ man manchmal spÃ¤ter.
;-)
Wer oder was ist Summerhill?

Wie auf Schreckenstein soll ja viel in Eigenverantwortung laufen. Viele Freiheiten, partnerschaftliches Miteinander, Projektgruppen...
Aber das klappt eben nicht auf Verordnung oder nur mit sehr strengen Regeln.
Lustig fand ich, dass die Essensmengen so mager ausfielen. Die VerkÃ¶stigung auf der Burg scheint um einiges reichlicher auszufallen. Vielleicht auch ein Ãœberbleibsel aus den fetten FÃ¼nfzigern, als es noch regelrechte FreÃŸparties gab. Im Castellum errinnert es eher an Novelle Cuisine (und ich hoffe, dass mich mein FranzÃ¶sich da nicht ganz verlassen hat).
Sollte und das schon ein Zeichen sein? Gutes Essen und das groÃŸe Gute hÃ¤ngen zusammen? SchlieÃŸlich gab es auf Hogwarts auch immer reichlich...

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Ui, du kennst Summerhill nicht? Dann setz mal Alexander Sutherland Neill auf deine Leseliste: Theorie und Praxis der antiautoritÃ¤ren Erziehung: das Beispiel Summerhill.

Jep, diese Eigenverantwortung klappt nicht so ohne weiteres auf Verordnung von oben. Die Ritter haben sich diese Regeln selbst gegeben und leben demzufolge auch freiwillig danach. Aber wenn man sowas verordnen will, und dann verhindern, daÃŸ es ausartet ... das kann nicht gutgehen. (Wer hÃ¤tte gedacht, daÃŸ ich ausnahmsweise mal mit FDH einer Meinung bin? *gg*)

Ach ja, die Schreckensteiner EÃŸrekorde - die habe ich schon immer fÃ¼r vÃ¶llig unrealistisch gehalten. Ãœber 20 StÃ¼ck Kuchen?? Pro Nase?? Schwer zu glauben. Aber du hast recht, das kÃ¶nnte ein Ãœberbleibsel aus der Kriegs- und Nachkriegsgeneration sein. So hab ich das noch gar nicht gesehen.

Das, was gemeinhin als antiautoritÃ¤re Erziehung bekannt wurde (nicht das, was ursprÃ¼nglich gemeint war) ist ziemlicher MÃ¼ll.
Viel habe ich mich damit nicht beschÃ¤ftigt, wir haben uns eher an Montessouri gehalten - aber das ist ein ganz anderes Thema.

Die Essrekorde... die sind wirklich interessant. Mein Herr Papa erzÃ¤hlte, davon, dass es diese FreÃŸorgien gab, wo es dann wirtschaftswunderliche, dick mit Butter und fettiger Wurst belegte Brote gab, Sahne extrafett, Kuchen mit echtem Ei und dergleichen.
Da wÃ¼rden wir heutzutage kaum einen Bissen von runterkriegen - allerdings resultierten daraus auch viele Erkrankungen, besonders im Alter.

Bei den Schreckensteinern ist der Alkohol ja auch verpÃ¶nt. Bedenken wir, dass die so um die 16 Jahre alt sein mÃ¼ssen, da ist das natÃ¼rlich ein verbotener Reiz - heutzutage allerdings auch nicht mehr so.

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Guck mal diesen Artikel Ã¼ber A.S. Neill an - Neills PÃ¤dagogik war wohl nie das, was spÃ¤ter aus der antiautoritÃ¤ren Erziehung gemacht wurde und lehnte sich ursprÃ¼nglich an Montessori an. Ich beginne mich zu fragen, ob Hassencamp ihn gelesen hat.

Das kann ich mir schon vorstellen mit den FreÃŸorgien - nach dem Hunger der Kriegszeit haben die Leute es einfach genossen, essen zu kÃ¶nnen, was und soviel sie wollten.

Das Alkoholverbot war mir auch immer sympathisch. Gerade weil ich selber keinen mag ;-)

Auf Alkohol lÃ¤sst sich gut verzichten - manchmal braucht es allerdings etwas, um zu dieser Erkenntnis zu kommen.
Aber wie Ottokar (?) sagte: "Warum sollen wir uns mit verschlechtern, wenn wir uns ohne verbessern kÃ¶nnen?"
Das war ein sehr schÃ¶ner Satz, den mancher ruhig verinnerlichen sollte.

Das Problem bei pÃ¤dagogischen Modellen ist, dass sie immer *aus* einer bestimmten Zeit stammen und nicht eins zu eins ins *heute* Ã¼bertragen werden kÃ¶nnen und dass sie oft an der betreffenden Person hÃ¤ngen.
Fr. Montessouri kÃ¶nnte ihr Haus so fÃ¼hren, weil sie es lebte und war.
Eine "Angelernte", mit theoretischem Wissen kÃ¶nnte die gleiche Gruppe Kinder nicht unbedingt so leiten, weil sie *es* nicht lebt.
Aber vielleicht irre ich auch...

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Oh ja. Mag ja sein, daÃŸ ich altmodisch bin, aber an den Ritterregeln war eine Menge Gutes dran. Und unser guter SchulkapitÃ¤n hat so recht! (btw, DAS Wort gÃ¤be es heute auch nicht mehr, da hieÃŸe es Schulsprecher ...)

Jep, ich denke auch, daÃŸ z.B. das Modell Summerhill sehr stark mit der Person A. S. Neills verbunden war, oder die Montessori-PÃ¤dagogik eben mit Maria Montessori. Aber die Leute, die jahrelang mit so jemand arbeiten, verinnerlichen es vermutlich irgendwann mehr oder weniger, wenn sie entsprechend eingebunden sind. Und manches muÃŸ man irgendwann anpassen. Die Zeiten Ã¤ndern sich. Aber irgendwie war "Theorie und Praxis der antiautoritÃ¤ren Erziehung" eine interessante LektÃ¼re. Hab ich auch noch irgendwo rumliegen.

Ich habe mal etwas Ã¼ber Montessouri gelesen.
Das klang alles sehr einleuchtend, vor allem war unsere Kindergartenleiterin Feuer und Flamme. Die hat tatsÃ¤chlich Montessouri derart verinnerlicht, dass Sie wie die Personifizierung ihrerselbst erschien.
:-)

Die Ritterregeln waren wirklich schÃ¶n, einfach und gut. Dazu zeitlos und gar nicht so schwer einzuhalten.

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Wahrscheinlich hab ich das sogar mal in der Schule gelernt (PÃ¤dagogik/Psychologie), aber lÃ¤ngst wieder vergessen.

Und das beste an den Regeln war, daÃŸ Streiche nicht verboten waren, solang nichts und niemand zu Schaden kam :)

Das ist ja das SchÃ¶ne, dass selbst die "Bestreichten" oftmals darÃ¼ber lachen kÃ¶nnen oder sollen.
Im "Sportwettkampf von S." machen die "ZwerghÃ¼hner" einen Streich - der nicht dem Kodex der Ritter entsprochen hat; sie legten den Rittern rohe Eier in die Schuhe. Allerdings haben die Miniritter aufgepasst und sie gestellt - da durften sie alles wieder retour packen - zum Trost gab es aber anschlieÃŸend gemeinsames Bouillontrinken.
Ertappt und trotzdem nett behandelt werden :-)

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Jep, das war immer so nett! Drum liebe ich die BÃ¼cher ja ;-)

Oder der Denkzettel fÃ¼r die drei Langen aus der Ebert-Schule, der zu dem groÃŸen Spielewettkampf gefÃ¼hrt hat.

Da ist mir nur noch Jerry prÃ¤sent, aber das war eines der besten BÃ¼cher, fand ich.
Aber manche lernen es eben nie!

BÃ¼cherwurm Anmeldedatum: 04.10.2004 Beiträge: 9675 Wohnort: bei Mrs. Figg

Jerry (Benis Bruder), Udo und Andreas.
Sie haben ja am SchluÃŸ selber gesagt, wenn es fÃ¼rs Schummeln immer Marzipan gibt, bleiben sie natÃ¼rlich dabei ;-)

Bei Marzipan fÃ¤llt mir natÃ¼rlich gleich das Frl. Rosa Marzipan ein - aber das ist ein anderes Buch.

Bei Udo klingelt es, Andreas ist so ein Allerweltsname, da klingelt gar nichts. Aber es wird wohl so gewesen sein.
Kitzeln galt Ã¼brigens frÃ¼her als regelrechte Folter...