Geschichtenecke Foren-Übersicht  
 FAQ  •  Suchen  •  Mitgliederliste  •  Benutzergruppen   •  Registrieren  •  Profil  •  Einloggen, um private Nachrichten zu lesen  •  Login
 Kreatives Geschichtenschreiben 3 Nächstes Thema anzeigen
Vorheriges Thema anzeigen
Dieses Forum ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren, schreiben oder beantworten.Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.
Autor Nachricht
Google
unglaubliche Größe
unglaubliche Größe


Anmeldedatum: 05.10.2004
Beiträge: 9103
Wohnort: Nirgendwo

BeitragVerfasst am: Do 27 Jan, 2005 21:14 Antworten mit ZitatNach oben

Es war einmal eine hübsche und kluge Prinzessin. Gebildet und wohlerzogen war sie, zart wie ein Libellenflügel. Diese ereilte das Schicksal vieler Ihrer Leidensgenossinnen. Sie wurde verheiratet.
Was war das für eine schöne Hochzeit; Feen, Elfen, Wein, Harfenspieler, Silberdistelzweige, Zauberer und Gaukler. Wie in einem Märchen. Nur dieser Prinz war ein Greuel! Nicht allein, dass er hässlich war, unsensibel und verzogen. Ein rechtes Muttersöhnchen war er. Die geräucherte Putenbrust zog er jeglicher anderen vor.
Die Mutter indes hielt das Zepter fest in der Hand. Das Schloss funktionierte nur nach ihrem Willen. Niemand bewegte sich darinnen, den sie nicht unter Kontrolle hätte. Sogar die Mäuse und Katzen (miau) tanzten nach ihrer Pfeife. Und auch übers Drachenfeuer befahl sie. Die Königin war nicht böse oder hinterhältig - sie war nur in die Macht verliebt und konnte sie nicht loslassen. Alle Taschenuhren standen still, wenn ihr starker Arm es wollte. Einzig der Hofzauberer und Alchimist konnte sich etwas ihrer Willkür entziehen. Ansonsten erstreckte sich der Machtbereich der alten Dame von Ost nach West und von Nord nach Süd. Selbst vor dem Schlafgemach von Prinz und Prinzessin machte sie nicht halt. Sie schrieb vor, welche Nacht die rechte sei, wer was zu tragen und wer welche Mittelchen zu nehmen hätte. Sogar Anzahl und Namen der zukünftigen (Enkel-)Kinder waren festgelegt.
Nur - die Kinder kamen nicht. Denn der Prinz nahm es mit den Erzeugerpflichten nicht so genau. Darum saß die unglückliche Prinzessin und grübelte Abend um Abend vor hässlichen Anne-Geddes- Puzzlen , weil sie sich so sehr ein Kind wünschte.
Doch manche Dinge sind nicht zu erzwingen.
Und während das arme Mädchen nun jeden Tag Schmach und Erniedrigung erleiden musste, flüchtete sie in die Unterweisungen des Alchimisten. Die alte Königin ließ sie gewähren, dachte sie doch, die Alchimie diene einem bestimmten Zwecke.
Aber die junge Prinzessin sann auf Rache. Schließlich, nach einem langen, kalten Winter, starb die alte Königin in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar (was ein Sonnabend war in jenem Jahr) nach einer, mit Freund Hein durchrungenen Nacht, einen sehr schmerzhaften und einsamen Tod. Man munkelte, dass es wahrscheinlich Blausäure gewesen sei.
Sie blieb nicht die Einzige, der dumme Prinz, einige Bedienstete und der Alchimist folgten ihr ins kühle Grab. Wobei der Alchimist noch das leichteste Los hatte - er stürzte in einer schlimmen Gewitternacht in den Schlossgraben - ein Unfall, so hieß es...
Die nicht mehr ganz so junge Prinzessin machte sich durch den Notausgang davon und heiratete einen hübschen Kaufmann, der schon ein kleines Töchterlein hatte. Sie schloss es in ihr Herz und hoffte auf eigenen Kinder, es war genügend Platz für alle Kinder der Welt in ihrem Herzen. Aber mit dem Alter schrumpfte ihr Herz, ihr Sinn wurde starr, und ihre Schönheit verblasste.
Na, der Rest ist wohl bekannt, oder?
Wenn nicht: es ist die Sache mir der Tochter, die hübsch wie eine Rosenknospe war, aber dann eine vielversprechende Zwergenfährte witterte. So verschwand sie hinter den sieben Ziegenbergen.
Aus.
Benutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht senden
Khana
Abi
Abi


Anmeldedatum: 14.01.2005
Beiträge: 57
Wohnort: The Burrow

BeitragVerfasst am: Fr 28 Jan, 2005 00:35 Antworten mit ZitatNach oben

[align=center:adbefb81d8]Fluchtpunkt[/align:adbefb81d8]

Michael geht den Trampelpfad entlang, der sich den Hügel hinaufschlängelt. Ziegenberg nennen die Leute diese kleine Erhebung in der Landschaft. Ein Berg ist sie aber auch mit diesem Namen nicht. Silberdisteln, noch vom letzten Jahr, und frische Wildrosenknospen säumen den Pfad, den er hinaufstapft.
Auf der Kuppe des Hügels steht eine alte Bank, schon recht morsch und selten benutzt, aber genau das Richtige für Michael. Er setzt sich, sieht sich um und lächelt ein wenig, als sein Blick auf einen kleinen Busch fällt. Im letzten Sommer hat er oft schillernd bunte Libellenflügel auf den Blättern gesehen, und das Insekt ist meist minutenlang sitzen geblieben und hat sich beobachten lassen.

Er holt ein dickes Buch aus seinem Rucksack, in dem er einen Moment herumblättert, bis er seine Seite wiedergefunden hat.
Dann lehnt Michael sich zurück, kümmert sich nicht darum, dass seine Jacke durch das morsche Holz beschmutzt wird, und taucht ein in die Welt des Buches.
Zwergenfährten gibt es da, denen man zu folgen hat. Eine Prinzessin, die hinter einem tiefen Schlossgraben auf den Helden wartet und sich dann doch nicht retten lassen will, weil sie die Reaktion ihres Vaters fürchtet. Der Held stürzt sich also in ein Studium der Alchemie, um nicht länger an die Frau denken zu müssen. Er lernt, aus Drachenfeuer und Elfenhaar Metall zu schmieden, das kaum zu zerbrechen ist, und noch viele andere nützliche Dinge.
Die Forschung wird der Notausgang des Helden, er muss nicht mehr an die Frau denken, die ihn abgelehnt hat.

Genau so ist dieses Buch Michaels Notausgang, und die vielen vielen Bücher zuvor auch.
Es gelingt ihm beim Lesen meistens, nicht an sein miserables Leben zu denken. Er kann für eine gewisse Zeit vergessen, dass er schon vor Monaten seinen Job verloren hat und einfach keinen neuen findet. Dass seine Exfreundin ihm vorwirft, er vernachlässige seine Erzeugerpflichten und solle sich häufiger um Lara kümmern.
Er muss auch nicht an seine kleine Tochter denken, die kaum aufgeblickt hat, als er das letzte Mal bei ihr gewesen ist. Seelenruhig hat sie die letzten Teile in ihr Puzzle gelegt.
„Guck, Michael“, strahlte sie dann. „Miau!“, und zeigte fröhlich auf das erfolgreich zusammengesetzte Katzenbild.
Für Lara ist er ‚Michael’, denn ‚Papa’ ist jemand anders. Papa ist der Neue seiner Ex, dessen Namen er sich nicht merkt. Michael ist nur ein Bekannter, der ab und zu vorbeikommt.

Der Himmel hat sich zugezogen, als Michael von den Buchseiten aufblickt. Gelesen hat er schon länger nicht mehr, heute hat das mit dem Ablenken nicht funktioniert. Es wird wohl bald ein Gewitter geben. Langsam ist ohnehin Zeit, wieder nach Hause zu gehen, stellt Michael mit einem Blick auf seine Taschenuhr fest.

Die Uhr ist ein Erbstück von seinem Großvater, aber an den will Michael eigentlich lieber nicht denken.
Früher ist er sein Lieblingsopa gewesen, und manchmal hat Michael ihm stundenlang zugehört, wie er vom Krieg erzählt.
Aber Michael fragt sich immer, was sein Opa wohl dazu sagen würde, was aus ihm geworden ist. Ein jobloser Versager ohne Beziehung, dessen Kind ihn nicht einmal kennt. Wahrscheinlich würde sein Opa gesagt, dass so was früher vergast worden wäre. Und Michael will nicht an sich selbst in einem kahlen gefliesten Raum denken, in den ein Fass voll Zyklon B geworfen wird. Nein, er möchte ganz sicher nicht mit Blausäure in Berührung kommen.

Der Trampelpfad ist immer noch menschenleer und die ersten Regentropfen fallen bereits, als sich Michael auf den Heimweg macht.
Er wird gleich wieder in seiner engen, ungemütlichen Zwei-Zimmer-Wohnung sein, in der er sich auf dem Sofa zurück in die Welt des Buches flüchten wird. Und morgen sitzt er dann wieder hier auf der Bank, auf der Kuppe des Ziegenberges, und liest weiter.

_________________
Lesen heißt träumen mit offenen Augen.
Also heißt Schreiben, Träume erschaffen.
So lasst uns denn Träume schaffen und uns in ihnen verlieren...
Benutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht senden
Gimli



Anmeldedatum: 04.10.2004
Beiträge: 697

BeitragVerfasst am: Fr 28 Jan, 2005 00:56 Antworten mit ZitatNach oben

Langsam schlenderte sie am Schloßgraben entlang und ließ ihre Gedanken treiben. Schon seit sie ein kleines Mädchen gewesen war, seit über fünfzehn Jahren, lebte sie hier in diesem fast verfallenen Gemäuer. Viele Spielkameraden hatte sie nicht gehabt, zu weit war das Schloß vom Dorf entfernt. Eigentlich... Sie blieb stehen, irgendetwas hatte sich in ihrer Strumpfhose verfangen. Wieder ein Stück eines Silberdistelzweiges, sie mochte diese Dinger nicht. Enthielten ihre Früchte nicht Blausäure?

Egal, sie ging weiter. Immer, wenn ihr langweilig war, wanderte sie um das Schloß. Sie stellte sich vor, daß sie auf einer alten Zwergenfährte ging, und daß früher aus den alten Schießscharten Drachenfeuer gespieen wurden.

Doch das einzige, was heute noch im Schloß qualmte, war ihr Vater, der diese stinkenden Zigarren rauchte. Seinen Erzeugerpflichten kam er schon lange nicht mehr nach.

Jetzt kam sie an einer etwas steileren Stelle am Weg um das Schloß an, dem Ziegenberg. Gleich dahinter kam der alte Notausgang aus der Schloßmauer, und danach...

"Miau," hörte sie leise, schon stand ihre schwarze Katze vor ihr. Sie hockte sich neben das Tier und streichelte ihm durch das weiche Fell. In den letzten Jahren hatte Felix ihr Gesellschaft geleistet, wenn sie sich langweilte und wieder einmal einsam gefühlt hatte.

Oft hatte sie sich Libellenflügel oder Adlerschwingen gewünscht, um fliehen zu können. Einfach weg, irgendwo hin, wo Menschen waren, wo etwas los war, wo Leben war - nicht diese Düsterkeit und Ödnis des alten Schlosses.

Als Kind hatte sie davon geträumt, aus den alten Büchern der Schloßbibliothek Alchemie zu studieren, und sich irgendwann im Gewitter Flügel wachsen zu lassen. Doch immer, wenn sie sich eines der schweren. alten Bücher aus Pergament und Leder herausgesucht hatte, war ihr Vater gekommen und hatte versucht, sie mit Kinderbüchern, Puppen oder einem Puzzle abzulenken.

Langsam ging sie weiter, sie konnte schon den Rosenstrauch am Eingang sehen, die Rosenknospen würden sich bald öffnen. Ein Blick auf ihre Taschenuhr zeigte ihr, daß es so weit war, kurz vor drei, vielleicht hatte sie heute Glück, und wenigstens eine ihrer Klassenkameradinnen würde ihrer Einladung folgen und mit ihr den Nachmittag auf dem Schloß verbringen wollen.
Benutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht sendenE-Mail senden
Google
unglaubliche Größe
unglaubliche Größe


Anmeldedatum: 05.10.2004
Beiträge: 9103
Wohnort: Nirgendwo

BeitragVerfasst am: Sa 29 Jan, 2005 17:11 Antworten mit ZitatNach oben

Bisher habe ich noch gar nicht erzählt, wo ich wohne und wie mein Haus aussieht. Nun, das hole ich ein andermal nach. Vorerst muss es Euch reichen, dass ich in einer etwas heruntergekommenen, alten Villa wohne, wo ich anstelle von Miete zu zahlen, den Hausmeister spiele. Manchmal kommt der Zauberer auch mich besuchen. Wenn er unterwegs ist, um mancherlei Geschäft zu besorgen, nächtigt er einige Zeit bei mir. Wir sitzen dann oft bis spät in die Nacht, spielen Karten, trinken „Drachenfeuer“ und spinnen die Geschicke der Welt neu zusammen.
Es muss letzten Spätsommer gewesen sein. Die Luft war schwer von Blütendüften und nur wenige Rosenknospen waren noch geschlossen, als wir einen herrlichen Freitagnachmittag im Park (das ist der Teil des Gartens, der noch nicht von Silberdisteln überwuchert ist. Da muss ich dieses Jahr wohl mal zwischen...) verbracht haben. Wir lagen faul unter den alten Bäumen, hörten von ferne den Lärm der Stadt, sahen Libellenflügel im Sonnenlicht funkeln und ließen die Zeit an uns vorüberziehen.
Vom Jasmin, der wenige Schritte entfernt stand, betäubt, schwärmte mir der Zauberer von seinem letzten VHS-Kurs in Alchimie vor: „Du glaubst gar nicht, wie schwierig es ist, aus Mandeln die Blausäure herauszubekommen. Am schönsten sind die vom Mittelmeer. Aber du kannst dir vorstellen, wie begehrt und wie teuer die sind. Wirklich, es sollte zu den Mandelerzeugerpflichten gehören, mehr Mandelbäume zu pflanzen, damit der Weltbedarf an hochwertigen Früchten gedeckt werden kann. Einerlei. Es ist wie ein Puzzle. Alles ist da - du musst es nur in der richtigen Art zusammensetzten. Dann ist nichts unmöglich. Unsere Lehrerin hat, so sagte sie, sogar einen Homunkulus gemacht, der ihr tiefe Geheimnisse und vergessenes Wissen offenbart hat!“ „Richtig“, sagte ich, „darum kann sie auch Gold machen und unterrichtet nur noch so aus Zeitvertreib...“
Der Zauberer warf mir die gescheckte Katze auf den Bauch „miau“ rief sie erschrocken. Ich war es nicht weniger - sah aber, dass sich auch der Zauberer ein Lachen kaum verkneifen konnte: „Wir können auch Taschenuhren rückwärtsgehen lassen! Nimm dich in acht“ „Genau, und Gewitter mischt ihr im Wasserglas an“, kicherte ich. „Zaubertinte haben wir auch schon hergestellt“, prustete der Zauberer - seine Baseballmütze rutschte ihm über die Augen, so dass er etwas Limonade auf seine Hose kleckerte. „Dann seid ihr es auch, die Notausgänge überreichlich mit Spinnen ausstattet.“ „Und Schlossgräben mit Drachen!“ Ich japste nach Luft, aber bevor ich etwas sagen konnte, legte der Zauberer nach: „Letzte Woche habe ich einen Zebrastreifen weglaufen lassen!“ „Verpasst doch den Streifenwagen mal Karos!“ Noch hatte ich keine Seitenstiche, aber die würden nicht lange auf sich warten lassen. „Du nimmst mich nicht ernst“, stieß der Zauberer kurzatmig hervor, „wir haben auch schon am Stein der Weisen gearbeitet!“ „Was ist denn draus geworden?“ „Kaugummi!“ Kein Wunder dass die gescheckte Katze reißaus nahm, denn zwei lachende Leute wälzten sich auf dem Boden, als ob sie tausend Ameisen zwickten. Erhobenen Hauptes zog sie gen Ziegenberg von dannen, wo Ihre Freundin, die weiße Siamkatze residierte.
Der Zauberer und ich versuchten uns inzwischen wieder einzukriegen, aber ein atemloses „Zebrastreifen“ oder „Giftmischer“ entfachte genauso ein Feuerwerk an Lachen wie „Mandelsäure“ oder „Zwergenfährte“. Ãœber uns sangen die Vögel, die sich von unserem Lärm nicht stören ließen. Der restliche Nachmittag war für ernsthafte Gespräche über Alchimie oder Politik völlig versaut. Dafür lachten wir so viel, dass wir beide am nächsten Morgen mit Lachmuskelkater aufwachen würden. Die Sonne tauchte das traurige Weiß der alten Mauern in flammendes Rot, und wir genossen die letzte Hitze, die Boden und Steine ausstrahlten.
Schade, dass solche Nachmittage so schnell vorübergehen.
Benutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht senden
Tieger
Energiebündel
Energiebündel


Anmeldedatum: 06.10.2004
Beiträge: 4348
Wohnort: Für Eulen gut zu finden

BeitragVerfasst am: Mo 31 Jan, 2005 00:21 Antworten mit ZitatNach oben

Es ist ein bischen lang geworden - sorry!

Der Silberdistelzweig

Ein langes freies Wochenende lag vor ihm und Reinhard freute sich auf viel Schlaf, den er nachzuholen hatte. Doch dazu sollte es nicht kommen. Seine Tochter Lisa war das Wochenende spontan auf Besuch und forderte von ihrem Vater, dass er seinen Erzeugerpflichten nachkam. Das bedeutete zu allererst, dass er mit ihr von einem Laden in den anderen zog und ihr die neusten CDs und Klamotten kaufte. Wie schön war es doch, als sie noch mit einem gemeinsamen Puzzle-Tag zufrieden zu stellen war, dachte Reinhard. Auf der anderen Seite wollte er die wenige Zeit, die er mit Lisa verbringen konnte auch nutzen. Und so sah er zu, wie die Bluse mit einem Muster, dass ihn sehr an Libellenflügel erinnerte genau wie der Rock mit Rosenknospen in Lisas Besitz gelangten. Draußen zog ein Gewitter auf und Markus Reinhard überlegte, dass eine schöne Tasse Kaffee zu Hause auf dem Sofa für ihn jetzt genau das Richtige wäre. Auch Lisa hatte anscheinend genug und so machten sie sich auf den Heimweg. Zu Hause angekommen verzog sich Lisa in das Gästezimmer um ihre Schätze zu bewundern und alles haarklein ihrer Freundin per Telefon zu erzählen. Reinhard kochte sich Kaffee und beschloss, sich trotz des freien Wochenendes mit den Akten des aktuellen Falls zu beschäftigen. Er hatte sie mit nach Hause genommen, damit er sie parat hatte, wenn sich während der 3 freien Tage etwas ergeben sollte. Es viel ihm zunehmend schwerer, von den Erlebnissen im Job abzuschalten. Er kuschelte sich mit dem Kaffee und den Akten auf sein Lieblingssofa und begann zu lesen. Es war ein schwieriger Fall, den er und seine Kollegen diesmal lösen sollten. Eine junge Frau war mit einer Blausäurevergiftung im Schlossgraben gefunden worden. Tagelang hatten sie nach verwertbaren Spuren oder Zeugen gesucht. Dabei war der Schlosspark in Neuhaus ein durchaus gut besuchter Ort. Viele Familien und verliebte Pärchen gingen hier spazieren und gerade in den Morgen- und Abendstunden sah man oft Jogger oder Inlineskater im Park. Doch niemand hatte etwas beobachtet. Es war, als wäre die Leiche der jungen Frau in den Schlossgraben geschwebt. Blieb also vorerst nur die Spur über die Beschaffung der Blausäure. Markus Reinhard war kein Fachmann in Alchemie und so hatte er im Internet Forschungen angestellt, was diese Blausäure eigentlich ist und wie leicht man sie beschaffen kann. Die Ergebnisse dieser Internetrecherche las er sich nun durch. Seine Taschenuhr zeigte schon 20.00 Uhr, als er durch ein klägliches „Miau“ in die Realität zurückgeholt wurde. Sein Kater hatte Hunger und er, wie er nun bemerkte auch. Also gab er zunächst Felix sein Futter und schaute dann nach Lisa, um sie zu fragen, ob sie auch Hunger hätte. Die telefonierte immer noch. Auf die Frage, ob sie gemeinsam kochen wollten oder er für sie mitkochen solle, bekam er nur die entnervte Antwort: „Können wir nicht einfach eine Pizza bestellen?“ Teenager! Er bestellte bei seinem Lieblingsitaliener zwei dieser Fantasypizzen: Eine vegetarische „Zwergenfährte“ für Lisa und eine „Drachenfeuer“ für sich. Er liebte scharfes Essen! Seine liebe Tochter hörte auch für die Pizza nicht auf zu telefonieren und so verzog er sich wieder in sein Wohnzimmer, um sich weiter mit seinen Akten zu beschäftigen. Im Internet hatter er erfahren, dass Blausäure im Bergbau und in der Metallindustrie benutzt werden. Zum Beispiel zum Ausschwemmen von Gold. Auch in der Organischen Chemie wurde damit gearbeitet. Es war in Mandeln vorhanden und im Rauch… Das alles sagte ihm zwar, dass es nicht gerade leicht sein dürfte, an Blausäure heranzukommen (außer vielleicht an die Mandeln) aber wirklich weiter half ihm das auch nicht. Er schaute noch einmal in die Akte mit den wenigen Spuren und Hinweisen, die sie bisher gefunden hatten. Das einzig interessante war vielleicht noch der Silberdistelzweig, der in der Nähe der Leiche gefunden wurde. Silberdistel… von diesem Gewächs hatte er noch nichts gehört… wuchs das überhaupt am Schloss? Es wurde wieder Zeit für eine Runde googeln, doch dieser Teenager belastete schon wieder (oder immer noch) seine Telefonrechnung und blockierte so die Leitung. Er schaute in eines seiner „Flora und Fauna –Bücher“ die er damals nur wegen Lisa angeschafft hatte. Das was dort stand half ihm aber auch nur bedingt weiter. An höher gelegenen Standorten mit eher trockenem und kargen Boden sollte diese Pflanze vorkommen. War der Boden rund um das Schloss trocken? Nun sollte er sich auch noch mit so etwas auskennen! Er rief seinen Assistenten Mika Hannson mit dem Handy an und beauftragte ihn, mehr über den Boden und die Gewächse rund um das Schloss herauszufinden. Außerdem sollte er überprüfen, wo die Silberdistel in der Umgebung wächst. „Sie können auch nicht wirklich abschalten!“, lachte Mika.
Reinhard lehnte sich auf der Couch zurück und ließ sich noch einmal alles gelesene durch den Kopf gehen… Irgendetwas übersah er! Mika rief zurück und erzählte ihm, dass die Silberdistel nur auf dem Ziegenberg, einer nur spärlich bebauten Gegend ca. 20 km entfernt von Schloss Neuhaus wuchs. Dort würde auch ein alter Bekannter von ihnen wohnen: Jörg Pipenbrink – ein verurteilter Entführer! Der hatte sich dort als Naturheiler nieder gelassen. „Ich hole sie gleich ab“, sagte Mika und legte auf. Reinhard musste lachen. Sein Assistent wusste genau, dass ihn nach dieser Nachricht sowieso nichts mehr zu Hause halten würde. Eine Stunde später stiegen sie vor dem Hof von Pipenbrink aus dem Auto. Der kam gerade aus einem Nebengebäude, dass ihm anscheinend als Vorratsraum für die Kräuter und Essenzen diente, die er für seinen Naturheilkram brauchte. Als er die beiden Polizisten sah, erschrak er nicht einmal. Er sagte nur:“ Ich dachte mir, dass sie auf mich kommen würden. Sie müssen mir glauben, es war ein Unfall! Ich wollte ihr helfen und sie nicht vergiften! Ich weiß nicht, was mich geritten hat, mich nicht an sie zu wenden, sondern die Leiche zu entsorgen. Aber wie sind sie drauf gekommen?“ „Der Silberdistelzweig“, sagte Reinhard „Diese Pflanze wächst im Umkreis vom 100 km nur hier“ „Das war der Grund, warum ich mich hier niedergelassen habe. Die Silberdistel ist eine seltene Heilpflanze. Wer hätte gedacht, dass sie mir so zum Verhängnis werden würde.“ Als Reinhard nach Hause kam, fand er statt seiner telefonierenden Tochter nur einen Zettel vor:“Lieber Papa! Bin mit Nadine im Kino – „Notausgang“ mit Leonardo di Caprio! Warte nicht auf mich, es wird sicher spät. Hab dich lieb Lisa“ „Teenager“ lachte er, nahm sich Felix mit aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein.

_________________
Wie säh die Welt ohne Männer aus?
Keine Gewalt, keine Kriege und lauter zufriedene, dicke Frauen!
Benutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht sendenE-Mail sendenWebsite dieses Benutzers besuchen
Crookshanks
Kneazle
Kneazle


Anmeldedatum: 04.10.2004
Beiträge: 5230
Wohnort: unter Aktenbergen

BeitragVerfasst am: So 13 Feb, 2005 19:57 Antworten mit ZitatNach oben

[align=center:3891e2cd1c]Die Zwergenfährte[/align:3891e2cd1c]

Der kleine Zauberer schlenderte gemächlich durch den Schlossgarten und dachte über seine neuste Idee nach. Sein derzeitiges Interesse galt nämlich der Alchemie. Lange schon brütete er darüber nach wie man Gold herstellen konnte. Beim spazieren gehen konnte er am besten denken. Es war ein schwüler Sommertag und ein Gewitter lag in der Luft. Am Schlossgraben stieß er auf eine Zwergenfährte, sie führte durch den Aprikosenhain, zum Ziegenberg. Die Aprikosen waren schon goldgelb und die halbgeöffneten Rosenknospen verströmten einen herrlichen Duft. Auf dem Ziegenberg, verfing sich sein Umhang in einem Silberdiestelzweig. Das ärgerte ihn sehr, weil sein neuer Umhang nun zerrissen war und er nicht besonders gut nähen konnte.
Als er sich wieder befreite, stellte er fest, dass die Zwergenfährte anscheinend in einer steilen Felswand verschwand. Seltsam dachte er sich: „Zwerge können doch nicht klettern.“ Plötzlich sah er kleine Flügel, die in einem Luftzug zitterten. Zuerst dachte er es sei eine Libelle, erkannte aber schnell, dass er sich geirrt hatte. Feenflügel glichen Libellenflügel wie ein Ei dem anderen. Es wäre aber auch seltsam gewesen, denn auf dem Ziegenberg gab es keinerlei Wasser und Libellen liebten das Wasser.
Er beugte sich vorsichtig zu dem verschreckten Wesen hinunter, das sich in eine kleine Felsspalte drückte. Zum Glück konnte er, wie alle guten Zauberer, feeisch: „Was machst Du hier so alleine? Hast Du Deine Freunde verloren?“ Feen waren nie alleine, sie waren immer in Schwärmen unterwegs. „Schüchtern antwortete das kleine Wesen: „Ja, sie wurden vom Berg gefressen.“ „Berge fressen doch keine Feen, Berge fressen überhaupt nichts“, antwortete er. „Doch, dieser Berg schon. Er hat nicht nur meine Freunde, sondern auch die Bärtigen gefressen.“ So nannten die Feen, wie der kleine Zauberer wusste, die Zwerge. Im war sofort klar, dass hier eine der berüchtigten Geheimtüren, der Zwerge sein musste. Die Zwerge waren hervorragende Bergleute und wenn man den Geschichten glauben schenkte hatten sie sich ein richtiges Labyrinth von Gängen in den Bergen angelegt und einige Geheimtüren, die sie als Notausgang nutzten. „Wann war denn das?“ fragte der Zauberer die Fee. „Heute morgen, als die Sonne gerade aufwachte. Der kleine Zauberer schaute auf seine Taschenuhr, das musste jetzt also schon sechs Stunden her sein. „ Sagten oder machten die Bärtigen irgendetwas, bevor sich der Berg öffnete.“ Die kleine Fee überlegte und zog dabei ein seltsam angestrengtes Gesicht. Feen sind wohl wirklich nicht sonderlich intelligent, dachte sich der Zauberer, aber wenigstens sind sie gutmütig. Plötzlich flog die Fee ganz aufgeregt auf ein Loch in der Felswand zu: „Hier hat der bärtigste der Bärtigen seinen Finger rein gesteckt und gesagt:

„Silber und Gold, das Glück ist uns hold, wir werden es besitzen, lassen es uns nicht stibitzen. Drum öffne Deinen Schlund, denn wir bewahren hier unseren Fund.

Dann hat der Berg sein Maul geöffnet und alle verschluckt, samt meinen Freunden.“ Der Zauberer beugte sich kopfschüttelnd zu dem Loch hinunter, auf das die Fee gezeigt hatte und sagte: „Ich glaube eher, dass Deine Freunde mal wieder ihre Neugierde nicht im Zaum halten konnten.“ Dann steckte er seinen Zeigefinger in das Loch und bemerkte einen kleinen Kopf, als er ihn drückte rührte sich nichts, deshalb sagte er den Spruch auf und drückte nochmals. Zuerst geschah wieder nichts, doch dann ertönte ein lautes Rumpeln und wie von Geisterhand schob sich die Felswand zur Seite ein mit Fackeln gesäumter Gang führte ins Innere des Berges. Trotz der Hitze fröstelte ihn, denn die Geschichten über das Zwergenvolk besagten auch, dass sie Fackeln aus Drachenfeuer hätten, die besonders lang brannten und dort wo es solche Fackeln gab, waren auch Drachen nicht fern und die wiederum nahmen ihre Feuererzeugerpflichten sehr ernst und griffen jeden, an, der ein Feuer löschte. Vorsichtig ging er in den Gang hinein, es roch nach Mandeln, vermutlich war es die Blausäure, mit der die Zwerge die Drachen einschläferten, wenn sie neue Fackeln entzünden mussten.
Er ging vorsichtig und leise in den Gang hinein. Ein jämmerliches „miau“, erschreckte ihn fast zu Tode. Er war versehentlich einer Katze auf den Schwanz getreten, die offensichtlich mit den Zwergen und den Feen in den Berg geschlüpft war. Jetzt rannte sie offensichtlich erleichtert zum Ausgang und verschwand im Gestrüpp. Erst jetzt bemerkte er das leise Klin-geln. Es kam von den Feen die sich in einer dunklen Ecke versteckt hatten und aufgeregt miteinander flüsterten. Er beugte sich zu ihnen hinunter, schüttelte missbilligend den Kopf und fragte: „Seid ihr vollständig, oder fehlt jemand, ihr neugierigen Wesen?“ „Nein, es fehlt niemand. Wir hatten Angst vor dem Puzzle und sind deshalb hier am Eingang geblieben.“ „Puzzle?“ Der Zauberer runzelte die Stirn, „ihr meint Labyrinth.“ Leicht verwirrt antwortete eines der kleinen Wesen. „Ach ja, Labyrinth, wir verwechseln das immer.“ Er nahm die Feen in die Hand und trug sie hinaus, in den warmen Sommertag. Sie zwitscherten ein Danke und flogen lachend und neckend davon.
Obwohl der kleine Zauberer mit seinen Ãœberlegungen wie man Gold herstellen konnte, nicht weitergekommen war, war er hoch zufrieden mit sich und dem Tag. Er hatte eine Zwergentür gefunden und ein paar kleinen, dummen aber harmlosen Wesen das Leben gerettet. Er machte sich auf den Weg zurück zum Schloss pflückte sich im Aprikosenhain noch eine der süßen Früchte und summte vergnügt vor sich hin.

_________________
Hochdeutsch ist ein Dialekt, den kein anständiger Schwabe in den Mund nimmt.

______________________________________

Der Zugang zur Macht muß Menschen vorbehalten bleiben, die nicht in sie verliebt sind.
Benutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht sendenWebsite dieses Benutzers besuchen
Crookshanks
Kneazle
Kneazle


Anmeldedatum: 04.10.2004
Beiträge: 5230
Wohnort: unter Aktenbergen

BeitragVerfasst am: Mo 14 Feb, 2005 23:09 Antworten mit ZitatNach oben

So Google wollte noch was von den Zwergen hören... sein Wunsch ist mir Befehl (wurde leider etwas lang):

[align=center:193a4f4d04]Zwergennöte[/align:193a4f4d04]

Es war früh am morgen, trotzdem war die Luft schon sehr schwül und es roch nach Gewitter. Die Zwerge hatten es eilig, aber die feuchte Luft machte ihnen zu schaffen. Sie schleppten sich mühsam dahin. Die ganze Nacht waren sie gelaufen. Normal machte das den Zwergen nichts aus. Sie waren es gewohnt weite Wege, auch mit Gepäck, zurückzulegen und trotz ihrer kurzen Beine waren sie erstaunlich schnell, aber heute lastete auch noch eine Sorge auf ihnen. Anfangs hatten sie sich noch bemüht ihre Zwergenfährte zu verwischen, aber jetzt hatten sie dazu keine Kraft mehr. Glücklicherweise war es nicht mehr weit. sie mussten nur noch ein Stück am Schlossgraben entlang, über den Aprikosenhain, den Ziegenberg hoch und dann würden sie am Ziel sein. Das spornte sie an.
Am Aprikosenhain machten sie trotz der Eile eine kurze Rast und pflückten einen großen Sack voll Aprikosen. Sie wollten diese nicht essen, Zwerge mochten so was nicht, sie aßen lieber Wurzeln und Kaninchenfleisch. Von den Aprikosen brauchten sie nur die Kerne, diese beinhalteten nämlich Blausäure und das war das einzige Mittel das den chinesischen Feuerball zum schlafen brachte. Die Drachenfeuer im Ziegenberg brannten schon über drei Jahre und würden bald verlöschen und das würde zur Katastrophe führen. Die Zwerge rümpften die Nase, denn die Aprikosen und die Rosenknospen verströmten einen starken Duft. Auch so was mochten die Zwerge nicht. Sie liebten den Duft von Felsen, Erde und Bergquellen, aber dieser war ihnen zu süß.
Endlich erreichten sie den Ziegenberg. Zwar verfingen sich die ihre Bärte dort ständig in den Silberdistelzweigen, aber davon ließen sie sich nicht mehr aufhalten und die gelegentlichen unterdrückten Flüche und das gleichmäßige Stampfen der eisenbeschlagenen Zwergenstiefel wurde von dem immer lauter werdenden Vogelgezwitscher übertönt. Endlich waren sie am Ziel. Die Sonne zeigte sich schon rot am Horizont, es war also höchste Zeit, dass sie ihr Ziel erreicht hatten.
Der alte Graubart, steckte seien Finger in das kleine Loch im Felsen, und murmelte:

„Silber und Gold, das Glück ist uns hold, wir werden es besitzen, lassen es uns nicht stibitz…tschi!“ er musste niesen, denn etwas hatte ihn an seiner Nase gekitzelt. Ungeduldig wedelte er mit der Hand vor seinem Gesicht herum, ein leises Klingeln, ertönte und er sah gerade noch wie ein Libellenflügel in einer Felsspalte verschwand. Unverschämte Viecher, murmelte er und begann von neuem: „Silber und Gold, das Glück ist uns hold, wir werden es besitzen, lassen es uns nicht stibitzen. Drum öffne Deinen Schlund, denn wir bewahren hier unseren Fund.“

Es dauerte einen Augenblick, dann ertönte ein Rumpeln und die Felswand schob sich zur Seite und öffnete einen Gang, an dessen Wände alle Fackeln bis auf eine bereits erloschen waren. Jetzt war es allerhöchste Zeit, dass sie ihr Ziel erreichten, denn der Drache nahm seine Feuererzeugerpflichten sehr ernst und wenn die letzte Fackel erlosch, würde seine Rache gar furchtbar ausfallen.
Der Drache würde die Arbeit von drei Zwergengenerationen zerstören und wenn man wusste, dass ein Zwerg durchschnittlich 500 Jahre alt wurde, wusste man auch, dass dies eine Tragödie wäre. Der Drache würde vor Wut alle Stollen einreißen, wenn er den Geruch seines Feuers nicht mehr riechen könnte und das würde bedeuten, dass das Schloss im Tal einstürzte, weil sich die Stollen unter dem Schloss erstreckten. Dort, das wusste der alte Zwerg (er war schon 799 Jahre und selbst für einen Zwerg alt), lebte ein kleiner, kluger Zauberer, der schon sehr große Fortschritte mit seinen Alchemie-Forschungen gemacht hatte und sicherlich bald Gold herstellen konnte. Das wäre auch ein großer Segen für die Zwerge, denn langsam wurde das wertvolle Metall in den Stollen knapp und Gold war die wichtigste Handelsware der Zwerge und ohne dieses würde ihre Dynastie verarmen und bald aussterben. Außerdem würde so mancher Notausgang verschüttet und die Zwerge, die diese bewachten, würden von den herabfallenden Felsen zerquetscht werden. So eine Tragödie gab es schon einmal vor 300 Jahren und Graubart erinnerte nur mit Entsetzen daran, weil damals seine geliebte Frau Gwineth umgekommen war. Im Ziegenberg, bewachte sein Lieblingsurenkel, genannt Puzzle (weil er immer Puzzle machte um die Wartezeiten während den Wachen zu verkürzen), den Ausgang direkt zum Quellenstollen und das war einer der ersten der zusammenbrechen würde, wenn der chinesische Feuerball seiner Wut freien Lauf lassen würde.
Er spornte seine Gefährten zur Eile an, die erloschenen Fackeln einzusammeln, ignorierte in das leise „miau“, das ertönte, als sich die Felswand hinter ihnen schloss. Sicherlich eine Katze, die hinter ihnen in den Berg geschlüpft war, aber darum würde er sich später kümmern. Zwerge waren nicht zu unrecht misstrauische Wesen, vor allem Katzen gegenüber, denn die hatten meist eine Horde diebischer Wichtel im Schlepptau, die den Zwergen schon mehr als einmal die Schätze gestohlen hatten. Einmal hatte so ein Biest dem alten Graubart seine Taschenuhr geklaut und das, obwohl er diese vor dem Schlafen gehen unter seinem Kettenhemd versteckt hatte.
Die Zwerge stürmten in Windeseile weiter. Jetzt war es nicht mehr weit. Sie hörten schon das laute Grummeln des Drachen. Kurz vor dessen Höhle hielten sie an, die Aprikosen mussten entkernt und die Kerne unter einem Glaskolben geöffnet, damit die Blausäure aufgefangen werden konnte. Glücklicherweise reichte eine sehr kleine Menge des Gifts um den Drachen einzuschläfern. Gerade, als sie die ausreichende Menge des Gifts gewonnen hatten, hörten sie einen dumpfen Schlag und ein erschrecktes „miau“.
Diese dumme Katze hatte anscheinend die letzte Fackel von der Wand gerissen, vermutlich war diese dabei erloschen. Jetzt musste es schnell gehen, denn der Drache brüllte schon wütend und schlug wild mit seinem gepanzerten, dornigen Schwanz um sich. Geschickt warf Blaubart den Glaskolben mit voller Wucht in die Drachenhöhle, das Glas splitterte und setzte die Blausäure frei. Die Zwerge hielten sich Tücher vors Gesicht um kein Gift einzuatmen, aber der Drache hatte das Gift in einem Atemzug ein, fiel mit einem dumpfen Knall auf den Boden und schnarchte laut. Kleine Feuerzungen schossen bei jedem Atemzug aus seinen Nüstern.
Die Zwerge beeilten sich die Fackeln mit frischen Baumwollstreifen zu umwickeln und sie anzuzünden. Sollten die Fackeln 300 Jahre brennen musste das Feuer direkt aus den Nüstern des Drachen kommen, deshalb schafften sie es gerade noch alle anzuzünden bevor das Untier wieder erwachte.
Jetzt war aber die schlimmste Gefahr gebannt und sie machten sich auf zum gemütlichen Speisesaal um ein ausführliches Festmahl zu genießen, danach war ein kleines Verdauungsnickerchen fällig und erst danach würden sie sich um die anderen kleineren Probleme kümmern, wie zum Beispiel diese Katze aus den Höhlen zu entfernen. Die labyrinthartigen Gänge und die Angst vor dem Drachen würden die ungeliebten Gäste ausreichend lange von Wanderungen abhalten.

_________________
Hochdeutsch ist ein Dialekt, den kein anständiger Schwabe in den Mund nimmt.

______________________________________

Der Zugang zur Macht muß Menschen vorbehalten bleiben, die nicht in sie verliebt sind.
Benutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht sendenWebsite dieses Benutzers besuchen
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:      
Dieses Forum ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren, schreiben oder beantworten.Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.


 Gehe zu:   



Nächstes Thema anzeigen
Vorheriges Thema anzeigen
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.


Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group :: FI Theme :: Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
Deutsche Übersetzung von phpBB.de